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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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356<br />

19<br />

Bei einem neuerlichen Besuch im Dezember 1994 stellte ich fest, dass diese spezielle Tafel<br />

wegen des Aufbaus einer Wechselausstellung («The First <strong>12</strong>5 Years«) abgehängt worden war.<br />

Ich weiß nicht, ob, wie und wo sie wieder auftauchen wird.<br />

20<br />

Liest man diese räumliche Abstandnahme als Schrift einer moralischen Distanzierung von<br />

einem zeitlich entfernten Standpunkt, wird sie zu einem Emblem von Derridas Theorie der<br />

différance. Siehe Die Schrift und die Differenz (1972).<br />

21<br />

Dabei handelt es sich nicht um den Schaukasten, den man als ersten erblickt - er handelt von<br />

Wüstenbewohnern -, sondern um einen vergleichbaren. Ein Photo des ersten stand nicht zur<br />

Verfügung.<br />

22<br />

Der Saal selbst liegt in einem dem Schutz der empfindlichen Schaukästen dienenden Dunkel.<br />

Der Eingang, der auf beiden Seiten die eben genannten Exponate enthält, ähnelt einem kurzen<br />

Korridor. »Afrika« trägt deutlich die Gestalt eines weiblichen Körpers.<br />

23<br />

Dieser Gedanke drängt sich noch schmerzlicher auf, sobald aufgrund der Ähnlichkeiten klar<br />

wird, dass dies genau die Art und Weise ist, in der es dem Staat, in dem dieses Museum steht,<br />

gelungen ist, seine bleibenden »Vorteile« in dem von ihm eroberten Raum zu belassen. Könnte<br />

es sein, dass diese mögliche Ähnlichkeit-im-Gegensatz das »Unbewusste« des expositorischen<br />

Akteurs angesprochen hat<br />

24<br />

Als Westeuropäerin mit (weit zurückliegender) katholischer Erziehung habe ich dieses<br />

Exponat vermutlich anders gelesen als jemand, der sich in der religiösen Kultur Afrikas<br />

auskennt. Das ist aber gerade der Witz: Das Museum beansprucht, »uns« über die »anderen«<br />

zu informieren; sein Hauptzweck ist ein epistemisch-pädagogischer.<br />

25<br />

Zum Primitivismus in der Literatur siehe Marianna Torgovnick, Gone Primitive (1990);<br />

zum Primitivismus in der Kunst siehe Susan Hiller (Hg.), The Myth of Primitivism (1991).<br />

26<br />

Die Konstruktion der Chronologie als ideologisches Werkzeug ist ein bekanntes Problem<br />

der Forschung. Ausführlich erörtere ich es in: Death and Dyssymmetry (1988). David Carrier<br />

(S.16 f.) erinnert an die Doppelstruktur der Chronologie in Gombrichs Art and Illusion<br />

(1966). Carrier unterscheidet zwischen Annalen (einem schlichten Verzeichnis der Ereignisse<br />

in der Reihenfolge ihres Vorkommens) und narrativem Bericht. Meines Erachtens ist Carriet<br />

naiv, wenn er annimmt, eine Liste wie Gombrichs Aufzählung - ägyptischer Vornaturalismus,<br />

griechischer Naturalismus, byzantinischer Antinaturalismus, Wiederbelebung des<br />

Naturalismus in der Renaissance, Entwicklung des Naturalismus und Ende des Naturalismus<br />

im neunzehnten Jahrhundert - sei ein »schlichtes Verzeichnis der Ereignisse« und nicht ein<br />

(fokalisierter) narrativer Bericht. Gombrichs Betonung des Naturalismus als Ordnungsprinzip<br />

der Kunstgeschichte ist ebenso von Vorurteilen geprägt wie die in diesem Museum waltende<br />

Akzentuierung des Christentums als »Anfang« im Saal der afrikanischen Völker. Ich kenne<br />

keine treffendere Kritik an Gombrichs Naturalismusbegriff als Brysons Buch Vision and<br />

Painting (1983).<br />

27<br />

Siehe Spivaks brillante Kritik der dogmatischen Philosophie in: »More an Power/Knowledge«,<br />

in: Outside in the Teaching Machine (1993), S.25-52. Dort geht die Autorin erneut auf<br />

den Foucaultschen Begriff »Macht/Wissen« ein.<br />

28<br />

[Siehe Anm. d. Hg. (Fußnote 28) auf S.250.1<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 356<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:09 <strong>Uhr</strong>

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