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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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309<br />

denkbar<br />

30<br />

«Die Geschichte des Wahnsinns wäre die Geschichte des Anderen, dessen, das für eine Zivilisation<br />

gleichzeitig innerhalb und außerhalb steht, also auszuschließen ist (um die innere Gefahr zu bannen),<br />

aber indem man es einschließt (um seine Andersartigkeit zu reduzieren).» (Foucault 1971, 27).<br />

31<br />

Auch in der Theorie versucht man, sich an dieses Reale, dieses Ek-sistierende heranzuschreiben,<br />

einen Begriff, ein Bild davon zu geben, eine symbolisch-visionäre Ahnung zu artikulieren<br />

von dem, was es sein könnte. Der Lacanianer Slovoi Zizek zum Beispiel versucht das «Reale»<br />

anhand einer Szene aus einem Science-fiction-Roman zu charakterisieren: In The Unpleasant<br />

Profession of Jonathan Hoag von Robert Heinlein fahren die beiden Protagonisten in ihrem<br />

Auto mit dem Auftrag, auf keinen Fall das Fenster ihres Wagens zu öffnen. Auf ihrer Fahrt<br />

passieren sie einen Unfall, bei dem ein Kind von einem Auto überfahren wurde. Zunächst<br />

beherrschen sie sich und lassen das Fenster geschlossen. Als sie aber einen Streifenpolizisten<br />

sehen, beschließen sie, es doch zu öffnen, um Bericht zu erstatten. Doch in dem Moment, als<br />

die Protagonistin das Fenster öffnet, ist außerhalb des Wagens - nichts. Sie sehen nichts, «als<br />

einen grauen, gestaltlosen Nebel, der langsam pulsierte, wie erfüllt von primitivem Leben.<br />

Durch den Nebel hindurch konnten sie nichts von der Stadt sehen, nicht weil er zu dicht war,<br />

sondern weil er leer war. Kein Geräusch war aus ihm zu hören; keine Bewegung zeigte sich in<br />

ihm. Er verschmolz mit dem Fensterrahmen und begann hereinzuströmen. ... Dieser graue und<br />

gestaltlose Nebel ..., was ist er anderes als das Lacanscbe Reale, das Pulsieren der präsymbolischen<br />

Substanz in ihrer horriblen Vitalität» (Zizek 1992a, 25f).<br />

32<br />

vgl. Widmer 1990, <strong>14</strong>5<br />

33<br />

«In dem Augenblick, in dem man sich darüber klar geworden ist, daß alle menschliche<br />

Erkenntnis, alle menschliche Existenz, alles menschliche Leben und vielleicht das ganze biologische<br />

Erbe des Menschen in Strukturen eingebettet ist, d.h. in eine formale Gesamtheit von<br />

Elementen, die beschreibbaren Relationen unterworfen sind, hört der Mensch sozusagen auf,<br />

das Subjekt seiner selbst zu sein. Man entdeckt, daß das, was den Menschen möglich macht, ein<br />

Ensemble von Strukturen ist, die er zwar denken und beschreiben kann, deren Subjekt, deren<br />

souveränes Bewußtsein er jedoch nicht ist.» (Foucault zit. nach Altwegg, Schmidt 1987, 86)<br />

34<br />

«In unserer heutigen Zeit kann man nur noch in der Leere des verschwundenen Menschen<br />

denken. Diese Leere stellt kein Manko her, sie schreibt keine auszufüllende Lücke vor. Sie ist<br />

nichts mehr und nichts weniger als die Entfaltung eines Raums, in dem es schließlich möglich<br />

ist, zu denken.» (Foucault 1971, 4<strong>12</strong>)<br />

35<br />

Eine differenzierte Lektüre von Kunst-/ Museen mit der Foucaultschen Archäologie wäre<br />

eine eigene Untersuchung wert.<br />

36<br />

Ausgangspunkt für die hier erstellte Liste ist die «Qualitätenliste» von Brüderlin (1993, 43).<br />

Sie wurde von mir überarbeitet und um zwei Qualitäten erweitert.<br />

37<br />

Hielte man sich genau an die Gesetze der Semiologie, so wäre der Begriff der Artikulation,<br />

auf die Werke selbst bezogen, nicht ganz korrekt. So antwortet etwa Roland Barthes (1990,<br />

157) auf die Frage, ob Malerei (und andere Werke der Kunst) eine eigene Sprache wäre(n):<br />

«Bisher blieb ... die Antwort (in der Semiologie, E.S.) aus. Man war nicht imstande, das allgemeine<br />

Vokabular und die allgemeine Grammatik der :Malerei zu erstellen, die Signifikanten<br />

und die Signifikate des Bildes auseinanderzudividieren und ihre Substitutions- und Kombinationsregeln<br />

zu systematisieren.» Die Bestrebungen der klassischen Semiotik liefen bis jetzt<br />

darauf hinaus, «angesichts der Vielgestaltigkeit der Werke (Gemälde, Mythen, Erzählungen)<br />

ein Modell zu erstellen oder zu postulieren, von dem aus sich jedes Produkt in Begriffen der<br />

Abweichung definieren ließe» (Barthes 1990, 158). Man müßte diese strengen Gesetze der<br />

Semiologie verlassen, fordert Barthes und tut es auch.<br />

38<br />

Schränkt man künstlerische Artikulationen auf «Objekte» ein, so setzt man sich speziell in<br />

den neunziger Jahren leicht dem Vorwurf aus, reaktionär zu denken. «Kunst ist für mich ein<br />

sich permanent verändernder Begriff - durch den schnellen Schlagabtausch der Beteiligten»,<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 309<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:04 <strong>Uhr</strong>

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