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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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220<br />

zu ist zu bemerken: Was wir von der so genannten Realität oder<br />

Wirklichkeit wahrnehmen, in uns aufnehmen und verarbeiten,<br />

hängt - neben vielen andern Faktoren – von unseren emotionalen<br />

Fähigkeiten ab, beispielsweise von der Fähigkeit zu staunen, sich<br />

zu wundern, zu warten und sich in einen Gegenstand oder Sachverhalt<br />

zu vertiefen. Ist die emotionale Erlebnisfähigkeit in diesem<br />

angedeuteten Sinne mangelhaft entfaltet, so liegt in der Regel auch<br />

ein eingeschränkter und gestörter Realitätsbezug vor, wie das bei<br />

diesem Jugendlichen leider der Fall ist. Sehr auffallend sind auch<br />

die armseligen, lanzenartigen Äste, die nach innen und nach aussen<br />

stechen. Tatsächlich liegt bei diesem Jugendlichen eine ausgeprägte<br />

Auto- und Fremdaggression vor, worüber er erst redete, als<br />

ich ihn im gemeinsamen Deutungsgespräch darauf angesprochen<br />

hatte. Seine Freundinnen, die er rasch wechselt, hat er schon oft<br />

brutal geschlagen, wenn sie auf seine Wünsche nicht eingingen,<br />

ihm Widerstand leisteten oder ihm sich sexuell verweigerten.<br />

Auch seine autoaggressiven Handlungen sind erschreckend. Er<br />

schneidet sich oft Wunden in Arme und Beine. Mit einem Glüheisen<br />

hat er sich ein grosses Kreuz auf seine Brust eingebrannt.<br />

Wir stellten bei ihm neben einer schweren Drogenabhängigkeit eine<br />

schwere äussere und innere Verwahrlosung mit unter anderem folgenden<br />

Befunden fest: Geringe Selbststeuerungsfähigkeit, geringe<br />

Affektkontrolle, geringe Frustrationstoleranz (löst Spannungen und<br />

Konflikte durch Flucht in unreflektierte Handlungen); kann wegen<br />

seiner geringen Willensbildung und Selbstdisziplin seine guten intellektuellen<br />

Fähigkeiten nicht in entsprechende schulische und berufliche<br />

Leistungen umsetzen; ist kontaktfähig, es gelingt ihm aber<br />

nicht, Beziehungen auf längere Sicht zu gestalten und zu pflegen.<br />

Heute ist er vierzigjährig. Er lebt alleine und zurückgezogen in<br />

einer kleinen Wohnung und geht mit Unterbrüchen einer Arbeit<br />

nach. Er muss vom Sozialamt unterstützt werden. Seine Auto und<br />

Fremdaggressionen haben sich verloren. Er konsumiert auch keine<br />

so genannten harten Drogen mehr, hat aber nun ein schweres<br />

Alkoholproblem.<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 220<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:<strong>14</strong>:51 <strong>Uhr</strong>

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