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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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denkbar<br />

als expositorischer Akteur seine Karten aufdeckt, indem es das<br />

Andere zeigt. Die Analyse lässt sich auf den jetzigen Museumsdiskurs<br />

ein und sondiert, was er heute zu leisten vermag. Im Brennpunkt<br />

steht nicht das koloniale Projekt des neunzehnten Jahrhunderts,<br />

sondern das pädagogische Unterfangen des zwanzigsten.<br />

Und während Donna Haraway die Art und Weise beschrieben<br />

und kritisiert hat, in der die Sammlung früher zusammengestellt<br />

wurde, werde ich die Rhetorik betrachten, deren sich das Museum<br />

bedient, wenn es das Erbe jener einstigen Ambitionen rechtfertigt<br />

oder in verkleideter Form weitergibt, also seine Formen der<br />

Anrede in der Gegenwart: Dort, wo das »Ich« dem »Du« sagt,<br />

was es mit »ihnen« auf sich hat.<br />

Der Museumsraum setzt einen Spazierweg voraus, eine Reihenfolge,<br />

in der die Schaukästen, Exponate und Tafeln angeschaut<br />

und gelesen werden. Damit redet es einen impliziten Fokalisator<br />

an, dessen Weg die Geschichte des aufgenommenen und<br />

nach Hause mitgenommenen Wissens hervorbringt. Ich für mein<br />

Teil konzentriere mich auf die Ausstellung als in dem Bereich<br />

zwischen Visuellem und Verbalem sowie zwischen Information<br />

und Überredung fungierendes Zeichensystem, das dabei den lernenden<br />

Spaziergänger erzeugt. Meine Analyse beschränkt sich im<br />

wesentlichen auf einen kleinen Teil des zweiten Stockwerks.<br />

Das offensichtliche Problem des AMNH ist die in seinem expositorischen<br />

Diskurs vollzogene Zusammenstellung von Tieren und<br />

fremden Völkern als den beiden Anderen der vorherrschenden<br />

Kultur. Die visuellen Exponate sprechen den Besucher in einer<br />

Weise an, die über das bloss Infomierende hinausgeht, und auf<br />

diesen Überschussdiskurs möchte ich mich hier konzentrieren.<br />

Ebenso ist eine »Zusammenstellung« mehr als ein bloßes visuelles<br />

Nebeneinander. Indem die Schaustücke im gleichen Zusammenhang<br />

über Tiere und fremde Völker reden, übermitteln sie eine<br />

Unterscheidungsideologie, der diese Verschmelzung als Zeichensystem<br />

dient. 13 Nach meiner These verlangt die doppelte Funktion<br />

des Museums als Ausstellung seines eigenen Status und der<br />

eigenen Geschichte (Metafunktion) sowie als Ausstellung seiner<br />

bleibenden kognitiven, pädagogischen Berufung (Objektfunkti-<br />

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<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:04 <strong>Uhr</strong>

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