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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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233<br />

denkbar<br />

zu Hause sehr unwohl zu fühlen. Ihre Mutter lasse ihr keine Freiheit,<br />

schreibe ihr alles vor, und in Diskussionen fühle sie sich immer<br />

unterlegen. Den Stiefvater möge sie nicht leiden, ohne zu wissen<br />

warum. Der einzige Mensch, zu dem sie ein gewisses Vertrauen<br />

habe, sei ihr Vater, den sie aber nur selten treffe, da die Mutter mit<br />

allen Mitteln versuche, ihre Beziehung zu ihm zu stören.<br />

In diesem Fall half die Baumzeichnung, die Mutter auf einer<br />

emotionalen Ebene auf die Sorgen und Nöte Erikas hinzuweisen.<br />

Beim gemeinsamen Phantasieren über die Darstellung von Erika<br />

und von Thomas brach sie in Tränen aus. Sie erkannte im Vergleich<br />

der beiden Zeichnungen die kindliche Darstellungsweise<br />

ihrer Tochter. Sie war erschüttert über die kleine Krone mit den<br />

nach innen gebogenen, schwachen Ästen, die sich in alle Richtungen<br />

biegen lassen. Sie meinte dabei auch, dass sie der Tochter<br />

«zu sehr mit dem Kopf und zu wenig mit dem Herzen» begegne<br />

und sie mit ihrer Redegewandtheit und Waren Vorstellungen so<br />

bedränge, dass es für ihr Kind schwer sei, eigene Ideen zu entwickeln<br />

und Mut in die eigenen Fähigkeiten zu fassen.<br />

Wertvolle diagnostische und therapeutische Hinweise<br />

Selbstverständlich werden auf Grund einer Baumzeichnung und<br />

auch anderer testpsychologischer Befunde allein keine Diagnose<br />

gestellt oder Aussagen über die Persönlichkeit eines Menschen gemacht.<br />

Unter Einbezug der Lebensgeschichte des Patienten, dessen<br />

Aussagen über sein Erleben und Verhalten, der Schilderungen<br />

seiner wichtigsten Bezugspersonen und der klinischen Eindrücke<br />

und Befunde können testpsychologische Ergebnisse aber oft wichtige<br />

weiterführende diagnostische und therapeutische Hinweise<br />

geben. Die testpsychologische Situation erweitert das Beobachtungs-<br />

und damit auch das Hypothesenspektrum. Da der Klient<br />

oder der Patient sich dabei weniger auf gewohnte, eingeschliffene<br />

Verhaltensmuster abstützen kann, werden unter Umständen gewisse<br />

Nöte, Schwierigkeiten und Gefährdungen, aber auch verschüttete<br />

Fähigkeiten oft rascher und deutlicher spürbar als im<br />

Gespräch. Dies möchte ich mit der folgenden Fallskizze abschliessend<br />

illustrieren:<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 233<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:<strong>14</strong>:56 <strong>Uhr</strong>

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