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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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denkbar<br />

lungskörper für das durch sie sichtbar Gemachte. Sichtbarmachen<br />

ist ein Syndrom vehementer Gewalttätigkeit. Und mithin auch ein<br />

Triumph der Wahrnehmung gegen die Vorstellung, eine Zurücksetzung,<br />

Entmächtigung und Beleidigung der Imagination.» 27<br />

Gerade wenn man der keineswegs nur von Hans Ulrich Reck<br />

vertretenen These zustimmt, die Kunst habe «keine Prägkraft<br />

mehr für die ganze Kultur oder die Kultur als ganzer», muss<br />

man sich der Frage stellen, wie «Kultur» – und zumal «die ganze<br />

Kultur» – überhaupt konzipiert werden können. 28 Dies ist umso<br />

dringlicher, als der Kulturbegriff in den vergangenen 30 Jahren<br />

eine eigentliche diskursive Explosion erlebt hat und man heute angesichts<br />

der geradezu inflationären und mithin enervierenden Präsenz<br />

von «Kultur» in medialen, wissenschaftlichen, politischen<br />

und wirtschaftlichen Diskursfeldern an dessen Erkenntniskraft<br />

zu zweifeln beginnt. Deshalb sollen an dieser Stelle die in den<br />

Geistes- und Sozialwissenschaften seit den 1960er Jahren eingetretenen<br />

Verschiebungen in der Konzeption von Kultur, die damit<br />

verbundene Erweiterung von Methoden und Fragestellungen und<br />

die Etablierung der Kulturwissenschaften wenigstens summarisch<br />

beleuchtet werden. 29<br />

Dabei gehe ich von drei grossen «Turns» aus, welche die jüngere<br />

Geschichte der Geistes- und Sozialwissenschaften geprägt<br />

haben: der Linguistic Turn, der Cultural Turn und der Pictorial<br />

Turn. Im Folgenden sollen drei mit diesen Verschiebungen zusammenhängende<br />

Aspekte thematisiert werden, die für die Wahrnehmung<br />

und die Bedeutung von Kunst und der von ihr generierten<br />

Bilder, aber auch für die Konzeptionalisierung von Bildlichkeit<br />

und Medialität bedeutsam erscheinen.<br />

Die mit dem Begriff Linguistic Turn bezeichneten wissenschaftlichen<br />

Ansätze sind alle von einer grundsätzlichen Skepsis<br />

gegenüber der Vorstellung von Sprache als transparentem Medium<br />

zur Repräsentation von Wirklichkeit geprägt. Von Interesse<br />

sind hier insbesondere die in Anschluss an Michail Bachtin untersuchte<br />

Polyphonie und Dialogizität literarischer Texte und die<br />

im Anschluss an Michel Foucault analysierten Diskurse als die<br />

an Institutionen gebundenen Redeweisen, die gesellschaftliche<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 267<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:<strong>14</strong>:59 <strong>Uhr</strong>

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