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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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138<br />

der Nacht an den Mauern und Wänden hinterlassen haben. Ich<br />

schaue, ob es irgendwo ein neues Piece gibt, ob irgendwo eines<br />

gecrosst wurde und ob es irgendwo noch freie Stellen gibt, die ich<br />

selber bemalen könnte. Wenn man immer und überall auf diese<br />

Dinge achtet, lernt man mit der Zeit auch die Botschaften hinter<br />

den Bildern und Schriftzügen verstehen. Man lernt die verschiedenen<br />

Writer nach ihren Styles zu unterscheiden und zu erkennen<br />

und diese schliesslich auch nach ihrem Können zu beurteilen. Hat<br />

es z.B. jemand geschafft, an einem schier unerreichbaren Ort seinen<br />

Namen hinzumalen, gibt ihm das in der Szene Respekt, auch<br />

Fame genannt. Mir gefällt dabei der Gedanke, dass sich Leute ihr<br />

ganzes Leben lang an dich erinnern werden, wenn du es in der<br />

Szene mal zu etwas gebracht hast, auch wenn sie dich vielleicht nie<br />

persönlich kennenlernten, sondern alleine durch die stetige Präsenz<br />

deines Namens in der Stadt von dir wissen. Fame ist natürlich<br />

nicht der einzige Grund für Sprayer das zu tun, was sie tun.<br />

Ich kann hier natürlich nur für mich sprechen, denn ich finde man<br />

sollte und kann diese Leute nicht einem gewissen Schema zuordnen.<br />

Das einzige, was alle Writer gemeinsam haben, ist die Freude<br />

an ihrer Arbeit, den Spass, den sie dabei haben, Farbe oder Tinte<br />

irgendwo hinzumalen. Ich selbst bin da nicht anders. Wenn ich<br />

nachts rausgehe, bewaffnet mit Dosen und Stift, dann tue ich dies<br />

aus reiner Freude an der Sache und an dem Adrenalin. Ausserdem<br />

ist es ein tolles Gefühl, wenn man durch die Stadt geht und überall<br />

seinen Namen sieht. Es ist wie Gratiswerbung und gleichzeitig<br />

auch eine Art Territorialanspruch und Verschönerungsversuch<br />

dieser grauen und langweiligen Stadt, in der ich lebe. Wenn ich<br />

mich schon sonst in allen Bereichen des Lebens der Gesellschaft<br />

anpassen muss, so ist es nur fair, dass ich nachts rausgehe, um<br />

mein eigenes kleines Stück Freiheit zu erfahren.<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 138<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:<strong>14</strong>:41 <strong>Uhr</strong>

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