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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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283<br />

denkbar<br />

ten mit dem Begriff Seziertisch in eine sprachlich-literarische<br />

Beziehung.<br />

Das Nebeneinander der Welt in dieser Weise ist jedoch zu normal,<br />

um bewußt zu werden. Man tritt den Dingen und Teilen körperlich<br />

gegenüber und ist gleichzeitig immer schon unterwegs zu<br />

Worten, um sie zu benennen. Der Übergang vom Ding zum Wort<br />

ist dabei wie ein Sprung von einer Ebene auf eine andere, von<br />

einem realen Raum in einen anderen, sprachlichen Raum, welcher<br />

selbstredend weit über das Kunst-/ Museum hinausgeht. Der<br />

sprachliche Raum, ist – so gesehen – eigentlich ein Unort, denn<br />

Sprache ist immer so etwas wie ortlos, d.h. Raum und Zeit überschreitend,<br />

«dort, wo seit fernsten Zeiten die Sprache sich mit dem<br />

Raum kreuzt» (Foucault 1971, 19).<br />

Jacques Lacan nennt diesen Un-Ort, der Sprache ist, das große<br />

Andere oder «das Symbolische». In der Tradition von Saussure<br />

und Freud 7 denkend, deutet er Sprache als alles durchdringende<br />

Struktur. Kultur, d.h. auch Institutionen wie das Kunst-/ Museum<br />

und natürlich das ganze künstlerische Feld, gibt es nur, weil es<br />

Sprache gibt. Die Ordnung auf dem zweifachen Tableau ist eine<br />

sprachliche und das Tableau basiert auf einer bzw. existiert erst<br />

aufgrund seiner sprachlichen Struktur. Dies meint nicht, außer<br />

Sprache würde es nichts geben. Regenschirm und Nähmaschine<br />

als real existierende Gegenstände liefern den Beweis dafür. Es besagt<br />

allerdings – und dies ist nicht unerheblich –, daß es die beiden<br />

eigentlich erst gibt, wenn sie benannt sind, d.h. wenn sie in die<br />

Ordnung der Sprache aufgenommen wurden. «Es ist vielmehr die<br />

Welt der Worte, die die Welt der Dinge schafft – die zuerst im hic<br />

et nunc eines werdenden Ganzen ununterscheidbar sind – indem<br />

sie ihrem Wesen konkretes Sein verleiht und ihrem Immerseienden<br />

überall seinen Platz zuweist.» (Lacan 1953, 117)<br />

In diesem Sinn sind alle unsere Beziehungen zur Wirklichkeit<br />

symbolisch und das heißt sprachlich strukturiert. «Die Macht<br />

die Objekte zu benennen, strukturiert die Wahrnehmung selbst.»<br />

(Lacan 1954-1955, 217) Der Satz des Künstlers Lawrence Weiner:<br />

«Ohne Sprache könnten sie meinen Bart nicht einmal sehen.»<br />

(Weiner zit.nach Ruhs 1994, 33), läßt sich eins zu eins auf den Se-<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 283<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:00 <strong>Uhr</strong>

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