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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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Fazit<br />

Eine Möglichkeit, für visuelle Darbietungen narrative Unschuld<br />

in Anspruch zu nehmen, besteht darin, dass man die Fähigkeit<br />

des Bilds zum Erzählen von Geschichten bestreitet. Die Geschichte,<br />

die das Museum erzählen könnte und deren Erzählung seine<br />

derzeitige Funktion soviel überzeugender machen würde, ist die<br />

Geschichte der in diesem Museum – ja eigentlich in den meisten<br />

Museen dieser Art – geübten Darstellungspraxis: die Geschichte<br />

des sich verändernden, aber immer noch lebendigen Einverständnisses<br />

zwischen Privileg und Wissen, Besitz und Ausstellungskapazität,<br />

Stereotypisierung und Realismus, Zurschaustellung und<br />

Unterdrückung von Geschichte. Es gibt Hinweise darauf, dass<br />

der expositorische Akteur daran interessiert ist, dieses schwierige<br />

Projekt zu verfolgen.<br />

Nach wie vor gilt, dass eine Darstellung, bei der die afrikanischen<br />

Völker als etwas visuell Erfassbares gezeigt werden, diese<br />

Völker in einer Weise, die keineswegs radikal mit dem kolonialen<br />

Zwang der »fremden Einflüsse« bricht, aktiv ihrer Geschichte beraubt.<br />

Die Darstellung ausserhalb der Geschichte geht Hand in<br />

Hand mit der Darstellung des Typischen. Und beim Typischen<br />

bleibt ebenjene Individualität ausser Betracht, die dem Begriff der<br />

Hochkunst, der dem Met zugrunde liegt, als Basis dient. Dort sind<br />

den Artefakten ein Name und ein Zeitpunkt angeheftet, aber kein<br />

gesellschaftlicher Kontext. Hier dagegen erzählen die Exponate<br />

gerade beim Versuch, fremde Kulturen zu zeigen, eine Geschichte.<br />

Aber das ist weder die Geschichte der dargestellten Völker noch<br />

die Geschichte der Natur, sondern die Geschichte des Wissens,<br />

der Macht und der Kolonisierung, die Geschichte von Macht/<br />

Wissen. 27 Aber diese Geschichte legt ihre Karten nicht so offen<br />

auf den Tisch, wie sie es könnte; sie erzählt nicht »in der ersten<br />

Person«. Wenn dieser Akt des Geschichtenerzählens und dessen<br />

Subjekt nur stärker in den Vordergrund gerückt würden, wäre das<br />

Museum besser dafür gerüstet, auf die Erwartungen einer postmodernen<br />

Kritik zu antworten. Es liegt eine gewisse Ironie darin,<br />

dass Naturgeschichte Geschichte ausschliesst; und durch diese<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 350<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:<strong>08</strong> <strong>Uhr</strong>

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