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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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324<br />

Hauptreligionen Asiens, kennt viele Geschichten über frühere Leben<br />

Buddhas als mitleidvoller Seele im Körper von Tieren. Infolgedessen<br />

sind die Angehörigen vieler buddhistischer Sekten Vegetarier.<br />

Die verbale Präsentation ist durchgängig anthropologisch. Der<br />

Zweck dieser Ausstellung bleibt klar unterschieden von den Darbietungen<br />

des auf der anderen Seite des Parks gelegenen Museums<br />

für hohe Kunst. Die Schauvitrine enthält ein Artefakt, das sich<br />

von einem »niedrigen« Zeitpunkt in der Geschichte der buddhistischen<br />

Kunst herschreibt. Niedrig ist er, weil sich die Zeit der<br />

Verfertigung mit der Zeit des Erwerbs deckt: Die Figur stammt<br />

aus dem neunzehnten Jahrhundert. Dieses zeitliche Zusammenfallen<br />

nimmt dem Artefakt jene historische Patina und Seltenheit, die<br />

Voraussetzungen sind für den Status der hohen Kunst. Typischerweise<br />

gibt es keinen Hinweis auf den Stil, wie er sich im Met fände.<br />

Ausserdem wird die Figur wohlüberlegt als ein in der »volkstümlichen<br />

Überlieferung« – dem namenlosen Anderen der elitären<br />

Individualkunst – verankerter Gegenstand präsentiert. Aus Kunst<br />

wird so ein anthropologisches Zeugnis einer zeitlosen Kultur. 15<br />

Der die Statue begleitende sprachliche Text rahmt sie gründlich<br />

in ihre spezifische Übergangsfunktion ein. Durch eine textnahe<br />

Lektüre wird das klar. Die Erwähnung des weissen Elefanten<br />

bringt das tierische Element ins Spiel und rechtfertigt so die absonderliche<br />

Zusammenstellung dieses Artefakts mit der »Natur«,<br />

mit den in ihre Umgebung eingefügten Tieren im Saal. Blickt der<br />

Besucher zurück, bemerkt er, dass der Statue gegenüber das Zentralstück<br />

des Saals steht: zwei lebensgrosse graue Elefanten mit<br />

weissen Stosszähnen. Die historische Information bezüglich der<br />

buddhistischen Mythologie betont den Unterschied gegenüber dem<br />

Christentum hinsichtlich der polytheistischen Tendenz (»viele Geschichten«)<br />

der Seelenwanderungslehre und dient der Erklärungsfunktion,<br />

die im Rahmen der wissenschaftlich-pädagogischen<br />

Berufung des Museums eine überaus wichtige Rolle spielt. Aus<br />

der Dichte der Sprache ergibt sich jedoch, dass hier mehr geboten<br />

wird als eine blosse Erklärung. Polytheismus ist im Abendland ein<br />

vielsagender Begriff. Der Buddhismus mag zwar »eine der Hauptreligionen<br />

Asiens« sein, aber das im folgenden Satz gebrauchte<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 324<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:05 <strong>Uhr</strong>

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