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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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tation des Saals der asiatischen Völker, der einmal – vermittels<br />

Geschichten erzählung und Geschichtsschreibung – durch die Zeit<br />

führt und ein andermal – vermittels Taxonomie und Geographie<br />

– durch den Raum. Im Rahmen jeder dieser Präsentationen wird<br />

auch über die spezifischen semiotischen Potentiale des jeweiligen<br />

Mediums reflektiert. In der durch die Zeit führenden Präsentation<br />

gibt es eine Tafel, die den rätselhaften und möglicherweise ironischen<br />

Titel »Prähistorisches Erzählen von Geschichten« trägt.<br />

Diese Tafel ist ein vollkommenes Beispiel für die Verschmelzung<br />

»archäologischer Spuren« und »anthropologischer Parallelen«,<br />

um »mögliche Modelle zu schaffen«, die den »Aufstieg des Menschen<br />

zur Zivilisation« veranschaulichen.<br />

Grammatisch gesprochen, wird mit der Formulierung des Titels<br />

auf narrative Selbstreflexion abgehoben. Der Ausdruck »prähistorisch«<br />

dient der näheren Bestimmung des Geschichtenerzählens,<br />

und daher können wir erwarten, dass es eine der Prähistorie<br />

vorbehaltene Theorie des Erzählens von Geschichten gibt. Die<br />

Erklärung macht deutlich, welche Art von epistemologischem Gebrauch<br />

durch visuelles Geschichtenerzählen zugelassen wird:<br />

Die hier gezeigten Tafeln wurden im neunzehnten Jahrhundert<br />

von Sibiriern angefertigt und erzählen Geschichten aus dem täglichen<br />

Leben. Während die meisten Geschichten über die Jagd auf<br />

im Meer und auf dem Land lebende Säugetiere berichten, gehören<br />

auch Szenen aus dem Bereich der Siedlungstätigkeit dazu. Diese<br />

zeigen, welche Behausungen, Schlitten und sonstigen Gegenstände<br />

üblicherweise von diesen Leuten benutzt wurden. Die Tafeln<br />

oben links und oben rechts geben sogar das Hundeopfer wieder,<br />

das auch rechts auf dem korjakischen Exponat zu sehen ist. Für<br />

den sibirischen Betrachter ist jede Tafel eine vollständige erläuternde<br />

Darstellung und spiegelt deutlich die wohlbekannten Erfordernisse<br />

des täglichen Lebens.<br />

Über Tausende von Jahren hinweg haben die Völker solche<br />

Geschichten in mündlicher wie in graphischer Form erzählt. Die<br />

Malerei an der Rückwand zeigt eine aus der Zeit um 6500 v. Chr.<br />

stammende Jagdszene aus dem türkischen Ort Catal Huyuk.<br />

Dieser Text ist ein gutes Beispiel für die in diesem Museum be-<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 334<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:06 <strong>Uhr</strong>

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