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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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206<br />

zwischen Zeichen und Reflex, eine Grenze, die in den Sprachwissenschaften<br />

als semiotische Schwelle bezeichnet wird<br />

Im Moment des Naturstudiums tritt für die Zeichnerin und<br />

den Zeichner die Frage nach der Artikulation in den Hintergrund.<br />

Wer in diesem Sinn einen Apfel abzeichnet, fragt sich nicht, was<br />

er damit mitteilt. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die Wahrnehmung<br />

und die Möglichkeiten der Wiedergabe und Darstellung<br />

dieses Wahrgenommenen. Der Blick hin und her zwischen Gegenstand<br />

und entstehender Zeichnung ist ein prüfender und vergleichender,<br />

nicht ein deutender. Die Zeichnung entsteht in einem<br />

dauernden Wechsel von Abtasten und Umsetzen. Sind diese Begriffe<br />

wirklich präzise genug, den Prozess zu beschreiben<br />

Es tritt in unserer Arbeit kaum die Frage nach der Wiedererkennbarkeit<br />

eines Gegenstandes in den Vordergrund, was z.B.<br />

bei Porträtzeichnungen häufig zu Missverständnissen führt, sondern<br />

die Frage danach, wie Wahrnehmung funktioniert, was für<br />

Perspektiven und Sichtweisen und was für Mittel und Techniken<br />

möglich oder notwendig sind. In diesem Sinn ist unsere Arbeit<br />

einerseits eine naturwissenschaftliche, in der es um unser Sehen<br />

und dessen Bedingungen geht (Sehvorgang, Optik, Licht, Farbe,<br />

Perspektive), und andererseits eine erkenntnistheoretische, in der<br />

es um die individuellen, gesellschaftlichen und historischen Bedingungen<br />

unserer Betrachtungs-, Sichtweisen und Darstellungstraditionen<br />

geht.<br />

Erst wenn wir vom Moment des Naturstudiums weggehen und<br />

die Arbeiten betrachten, tritt die Frage nach Artikulation in den<br />

Vordergrund. Wer oder was artikuliert sich in einem Stillleben<br />

Im spezifischen Motiv und im Duktus artikuliert sich einerseits<br />

das Individuum und andererseits die gesellschaftliche Situation,<br />

da nicht in allen Kulturen Naturstudium ein Thema ist.<br />

Der Schatten eines Baumes auf einer Hauswand ist ein Abbild des<br />

Baumes, aber er ist keine Artikulation. Ist die Zeichnung eines<br />

Baumes auf einem Blatt Papier mehr als ein Abdruck Wer oder<br />

was artikuliert sich in dieser Zeichnung Im Artikel des Psychologen<br />

Leo Gehrig wird eine spannende Sichtweise auf diese Frage<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 206<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:<strong>14</strong>:49 <strong>Uhr</strong>

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