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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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dunklen Farbtönen störten die unsere Nachbarschaft seit jeher<br />

dominierten und wir dies gerne ändern wollen, auch wenn es<br />

möglicherweise nicht im Sinne aller Anwohner geschehe. Was<br />

ich ihr zuletzt erläuterte, war ihr wohl am einfachsten begreiflich,<br />

denn ich sagte, dass wir, ganz einfach gesagt, auf eine sehr<br />

leidenschaftliche Art und Weise unsere Handschrift pflegten<br />

und diese Leidenschaft gerne mit Dritten teilen wollten. Eine<br />

Leidenschaft für die es nicht genügt, bloß auf Papier zu stehen,<br />

denn sie lebt davon, in einem öffentlichen Kontext präsentiert<br />

zu werden. Meine Mutter lächelte, was mir als eindeutiges<br />

Zeichen von Vertrauen erschien und nicht von Missmut, wie<br />

anfänglich angenommen.<br />

Es ist Zeit; wir wollen raus. Ich ziehe mir noch kurz einen Pullover<br />

über und stecke meine Plastiktüte mit den Stiften in meine<br />

Hosentasche. Raus! Es ist dunkel; nur noch wenige Lichter<br />

brennen, also genau die richtige Zeit für uns. Erstes Ziel: die<br />

Bahnhofsunterführung. Das kalte Grau des Betons empfängt<br />

uns nicht sehr herzlich. Sie ist leer. Beide haben wir den Stift<br />

in der Hand. Der Abend kann beginnen! Schon beim ersten<br />

Kontakt mit der Mauer tropft der Stift so stark, dass der Tropfen<br />

den Boden mühelos erreicht. Das ganze geht sehr schnell.<br />

Über meine Schulter erblicke ich, dass auch er gleich fertig<br />

ist. Ein letzter Strich. Er hat bemerkt, dass ich ihm zusehe. Er<br />

muss lachen. Deckel drauf und raus. Der Start ist schon einmal<br />

gut gelungen und das Grau der Unterführung hat nun endlich<br />

wieder farbige Gesellschaft. Da kommt auch schon unser Zug,<br />

der uns stadteinwärts bringen soll. Er ist eben so verlassen, wie<br />

es auch die Unterführung war. Er sieht mich an und grinst. Ich<br />

schüttle meinen Kopf. In Zügen habe ich mich beim Schreiben<br />

noch nie wohl gefühlt und es auch meist unterlassen, doch für<br />

ihn scheint es kein Halten zu geben. Ich weise ihn an, noch kurz<br />

zu warten, denn zuerst will ich noch kurz ein Auge ins Abteil<br />

werfen, um auch sicher zu stellen, dass niemand da ist. So ist<br />

es auch; trotzdem bitte ich ihn noch zu warten und den Stift<br />

erst kurz vor unserem Ausstieg auszupacken. So ist es auch. Die<br />

Türen öffnen, er reißt den Deckel von seinem Stift, während<br />

ich raus springe. Zum Glück ist niemand zu sehen. Nun springt<br />

er ebenfalls raus und scheint das Ganze nicht unbeschadet<br />

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<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:<strong>14</strong>:42 <strong>Uhr</strong>

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