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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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denkbar<br />

lich Vertrauten. Wichtiger ist jedoch, dass diese Platzierung den<br />

Begriff des Museums insgesamt näher bestimmt. Sie fungiert wieder<br />

als Übergang, diesmal allerdings nicht zwischen Tieren und<br />

fremden Völkern, sondern zwischen diesen und »uns«. Durch sie<br />

kommt das taxonomische Gerüst des »Wir« und »Sie« ins Spiel,<br />

indem die Griechen als Vermittler vorgeschlagen werden, genauso<br />

wie die von der buddhistischen Statue dargestellte Frau als<br />

Vermittlungsinstanz fungierte. Die Griechen, die der abendländischen<br />

Kultur näher kommen als die übrigen in diesem Museum<br />

vertretenen Völker, stehen für die höchste Form der Zivilisation<br />

und sind sowohl Ausgangspunkt »unserer« Kultur als auch Endpunkt<br />

der asiatischen Kulturen.<br />

Der von Anfang an vorgegebene Zeitrahmen ist also nicht der<br />

einer ungezwungenen Reise durch die Zeit. Durch Verwandlung<br />

des Zeittourismus in Wissensproduktion entspricht dieser Zeitrahmen<br />

dem Rahmen eines im Einverständnis mit der Taxonomie<br />

operierenden Evolutionsgedankens und teilt die menschlichen<br />

Kulturen in höhere und niedrigere ein, wobei die der »unseren«<br />

am nächsten stehenden als die höchsten gelten. Es wäre durchführbar,<br />

wenn auch nicht unkompliziert, rückwärts zu gehen und<br />

die Erzählung dieser eurozentrischen Geschichte zurückzunehmen,<br />

doch das Museum hat keine Tafeln bereitgestellt, die eine<br />

solche umgekehrte Geschichte lesbar machen. Tatsächlich wird<br />

der Übergang durch die zwischen der räumlich entfalteten Präsentation<br />

und diesem zeitlichen Höhepunkt angesiedelten besonders<br />

marginalen Stücke abgemildert: »Die Annäherung beginnt<br />

mit einem kurzen Überblick über Urkulturen, die in isolierten Gebieten<br />

existiert haben«, um dann ernstlich bei Japan anzusetzen.<br />

Nachdem man den Saal auf dem Weg über die Griechen betreten<br />

hat, können alle darin dargestellten Völker nur weniger entwickelt<br />

und fremder erscheinen.<br />

Semiotisch gesprochen fungiert dieser Übergang von der Zeit<br />

zum Raum als Umschaltinstanz. Hier werden die Gesamtimplikationen<br />

der von Benveniste getroffenen Unterscheidung zwischen<br />

der persönlichen Sprechsituation des Ich-du-Austauschs und<br />

der von »ihm«, »ihr« oder »ihnen« handelnden unpersönlichen<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 331<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:06 <strong>Uhr</strong>

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