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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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Wir sind auch immer in Bildern (Konstrukten) über uns selbst<br />

verhaftet. Wir sprechen vom Selbstbild, vom Selbstkonzept, vom<br />

Idealkonzept. All diese Konstrukte verändern sich im Laufe der<br />

menschlichen Entwicklung, teilweise eigengesetzlich, bis ins hohe<br />

Alter. Die Vielfalt der Lernerfahrungen und der menschlichen Beziehungen<br />

bestimmen mit, inwieweit sie sich zu unverrückbaren<br />

Vorurteilen verfestigen oder wandelbar sind.<br />

Konstruktbildungen und selektive Wahrnehmung sind in einem<br />

gewissen Grade notwendig. Ohne diese Fähigkeiten wären wir<br />

Menschen in der Erfassung und Deutung der Wirklichkeit überfordert.<br />

Wir werden bei der Zeichnung eines schizophrenen Menschen<br />

sehen, was geschieht, wenn Wahrnehmungen nicht mehr<br />

genügend selektioniert und gefiltert werden können: Ein inneres<br />

und äusseres Chaos bricht aus.<br />

Aus diesen Gründen ist für mich die Baumzeichnung bei der<br />

täglichen diagnostischen, beratenden und therapeutischen Tätigkeit<br />

nur ein Hilfsmittel zur Erweiterung des Deutungshorizontes<br />

und zur Erschütterung meiner eigenen Bilder, die ich von den mir<br />

anvertrauten Menschen mache. Gerade die ungeheure Vielfalt der<br />

Zeichnungen macht mir immer wieder deutlich bewusst, wie einzigartig,<br />

unverwechselbar, vielschichtig jeder Mensch ist. Und dies<br />

wird besonders beim gemeinsamen Gespräch und Deuten mit den<br />

Klienten oder Patienten (mit denen das möglich ist) eindrücklich<br />

erfahrbar. Ihre eigene Zeichnung regt sie oft in einer besonderen<br />

Weise an, Gedanken über sich, ihre Persönlichkeit, über ihr Erleben<br />

und Verhalten, ihre Fähigkeiten, Nöte und Sorgen, manchmal<br />

sogar über ihre Lebensgeschichte zu machen. Darin liegt der eigentliche<br />

Gewinn und der Reichtum dieses Verfahrens für mich:<br />

Mit den Klienten oder Patienten zusammen ihre Zeichnungen in<br />

einer anschaulichen, alltagsnahen Sprache so zu beschreiben, dass<br />

Zwischentöne anklingen und für sie das Unsagbare diskrete Konturen<br />

erhält.<br />

Die Baumzeichnung – ein Zeichen des Menschen<br />

Das Erkennen und Verstehen eines andern Menschen bleibt immer<br />

sehr eingeschränkt. «Ist der Forderung, ‹Erkenne dich selbst,›<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 2<strong>12</strong><br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:<strong>14</strong>:50 <strong>Uhr</strong>

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