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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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mit einem vorgefassten Ziel – «Jetzt will ich diesen Apfel (...) unbedingt<br />

so, wie ich ihn im Augenblick sehe, darstellen», wird man<br />

in aller Regel an der scheinbar einfachen Aufgabe scheitern. Die<br />

Verpflichtung auf die Erscheinungsabbildlichkeit, über die Auge<br />

und Hand sich meist nur recht und schlecht einigen können, muss<br />

erst überlistet werden, indem man zu einfühlenden Nachvollzügen<br />

der Form, zu Umschreibungen findet – was nichts anderes heisst,<br />

als sich den Vorstellungs- und Bewegungsaktivitäten zu überlassen.»<br />

7 Laut Selle heisst aneignen durch Zeichnen nicht «quälendes<br />

Abbilden-Wollen, sondern Erfassen, Einverleiben, Entäußern in<br />

einer belebenden Zusammenfassung mimetischer Aktivitäten, aus<br />

denen der Körper und die an ihn gebundene Bewegungsphantasie<br />

nicht ausgeschlossen sind.» 8<br />

Sind Zeichnen aus der Vorstellung und Zeichnen nach Anschauung<br />

tatsächlich grundsätzlich unterschiedliche Haltungen<br />

Beim Anblick meiner Zeichnungen zeigen sich deutliche Unterschiede.<br />

Die Figuren nach Anschauung sind detailreicher und<br />

kontrollierter gezeichnet. Gewisse Stellen sind ausgelassen. Ich<br />

kann wirklichkeitsnahe Erscheinungsformen bewusst reduzieren.<br />

Die erfundenen Gestalten sehen aus, als wären sie aus Modelliermasse.<br />

Sie wirken plastisch und roh. Der Anspruch an die Zeichnung<br />

aus der Vorstellung ist ein anderer als der an die Zeichnung<br />

nach Anschauung. Oben ging ich auf die Verschiedenheit des<br />

Blicks ein. Zeichne ich nach Anschauung, vergleiche ich mit der<br />

Realität. Ich halte mich in kontrollierender Distanz zum Objekt<br />

und prüfe mit meinem Blick das Gezeichnete. Zeichne ich aus der<br />

Vorstellung, beobachte ich die aufscheinende Form. Hier leitet<br />

mich mein Körperwissen und nicht der Vergleich mit der äusseren<br />

Wirklichkeit. Ich vergleiche mit vorher entstandenen Zeichnungen<br />

und entscheide, ob das entstandene Resultat in die Serie passt.<br />

Die zwei Haltungen haben auch Gemeinsamkeiten: Sie erfordern<br />

höchste Konzentration und viel Zeit. Beide Prozesse schärfen<br />

die Aufmerksamkeit für die Umwelt. Ich sehe durchs Zeichnen<br />

mehr. Silvia Bächli stellt beim Zeichnen das Entstehen einer<br />

«gewisse[n] Wachheit» fest. 9 Und Cécile Hummel notiert: «Im<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 1<strong>12</strong><br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:<strong>14</strong>:35 <strong>Uhr</strong>

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