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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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257<br />

denkbar<br />

Sachverhalt 2 erweist sich die Notwendigkeit der Diskussion über<br />

eine Materie, hier das künstlerische Schaffen, das eigene, aber<br />

auch die Diskussion über relevante Werke. Wenn Ideen reichhaltig<br />

ausformuliert werden, anderen zugänglich gemacht werden können,<br />

dann erweitert sich dieser gemeinsame Kontext. Je genauer<br />

alle Mitglieder einer Gruppe Ihre Gedanken über Ihre eigenen<br />

Projekte, aber auch ihr Gedanken zu Objekten, die betrachtet werden,<br />

verbalisieren können, umso grösser wird der oben genannte<br />

gemeinsame Kontext, der Raum, in dem Verstehen entwickelt werden<br />

kann. In der Gruppe werden das Vokabular und das Wissen<br />

gemeinsam angereichert. Das Wissen um die Überlegungen und<br />

über das Vokabular des anderen erweitert folglich auch die Ressourcen,<br />

aus denen heraus eigenen Vorstellungen generiert werden.<br />

Es festigt und bereichert die Möglichkeiten und die Finessen des<br />

eigenen Schaffens. Aus diesem Grund erachte ich regelmässige Diskussionen<br />

über künstlerische Schaffensprozesse und über Kunstwerke,<br />

die von gemeinsamem Interesse sein können, als absolut<br />

wichtig. Sie bereichern das Volumen des Kontexts, aus dem heraus<br />

wir uns verbal und künstlerisch artikulieren, beachtlich.<br />

Gespräche über die eigenen Arbeitsprozesse können in jedem<br />

Alter durchgeführt werden. Mit Kindergärtner kann es genau so<br />

faszinierend sein wie mit professionellen Kunstschaffenden. Die<br />

Diskussion über Kunst gehört nicht nur in den Bereich der Sprache<br />

oder der Theorie, sie gehört in den Arbeitsprozess und in die<br />

Kunstbetrachtung.<br />

Fussnoten<br />

1<br />

Luhmann Niklas: Die Kunst der Gesellschaft. Frankfurt am Main, 1997. S. 72<br />

2<br />

Siehe zu dieser Thematik: Peter Weibel (Hg.): Kontext Kunst. Köln, 1994.S. 9–<strong>14</strong>.<br />

Peter Weibel verweist in seinem Text:» Kontext Kunst: Zur sozialen Konstruktion von Kunst» auf<br />

den russischen Literaturtheoretiker und Semiologen Michail Michajlovic Bachtin (1895-1973).<br />

Dieser bestimmt Sprache als dialogische Handlung, er unterstreicht das soziale Ereignis der<br />

sprachlichen Interaktion, welches durch Äußerung und Gegenäußerung realisiert wird. Bachtin<br />

relativiert die Autonomie des Sprechens, er setzt nicht auf einen subjektiven, sondern auf einen<br />

objektiven Ursprung des sozialen Verhaltens. Bachtin betont die «dialektische Natur der sozialen<br />

Situation, die durch die Interaktion der Sprecherin/des Sprechers und der komplexen Menge der<br />

sozialen Umstände entsteht, in der die Äußerung stattfindet. Auch Jacques Lacan kommt in seiner<br />

Sprechakttheorie auf ähnliche Feststellungen. Siehe: Widmer Peter: Subversion des Begehrens.<br />

Jaques Lacan oder die zweite Revolution der Psychoanalyse. Frankfurt a. M., 1990.<br />

<strong>Heft</strong>_<strong>02</strong>_<strong>2009.indb</strong> 257<br />

<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:<strong>14</strong>:58 <strong>Uhr</strong>

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