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Heft 02 Heft_02_2009.indb 1 16.2.2009 12:14:08 Uhr - qubus

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287<br />

denkbar<br />

Der Diskurs muß aufrecht erhalten, tradiert werden, damit die<br />

Dinge nicht verwechselt und vergessen werden. Und vor allem:<br />

Das Tableau darf nicht auseinanderfallen.<br />

Widerständiges Material<br />

Die genannten Künstler/innen stehen beispielhaft für jene Tradition<br />

in der Moderne, welche von Anfang an gegen die reale und<br />

diskursive Fassung Kunstmuseum, diese für sie und ihre Produkte<br />

geschaffene Bühne revoltierte. Die wütenden Rufe der Künstler/innen<br />

16 sind mittlerweile ebenso unverzichtbarer Teil der Geschichte<br />

der Kunst geworden wie ihre Gesten, das Kunst-/Museum zu<br />

imitieren, zu ironisieren, zu prozessualisieren, zu hintergehen, zu<br />

befragen, seinen Rahmen zu sprengen, mit ihm als Tableau, als<br />

Weltenproduktionsstätte, als Text zu spielen, seine Diskurse zu<br />

subvertieren. 17 Cézannes Formulierung des Konflikts scheint bis<br />

heute einen Nagel auf den Kopf zu treffen: Pissaro habe gemeint,<br />

erzählt dieser, man solle den Louvre verbrennen. «Er hatte recht,<br />

sagte Cézanne darauf ... aber man soll es nicht tun» (Tavel 1988,<br />

27). Das Avantgarde-Museum ist «entstanden ... gegen den Louvre,<br />

gegen die Herrschaft der alten Kunst. Die Avantgarde-Bewegung<br />

hat nicht das Alte restlos abgeschafft, sondern ... Modelle<br />

des Alten benutzt, um neue Positionen zu finden.» (Gohr 1991,<br />

232). Etwas widerständiger und provokanter formuliert Schmidt-<br />

Wulffen (1989, 42): «Die kritischen, avantgardistischen Strategien<br />

müssen zwangsläufig guerillaartig sein, müssen parasitär auf<br />

den zu kritisierenden Strukturen aufsitzen.» 18 So galt eigentlich<br />

von Anfang an, was Harald Szeemann (1981, 23) in den siebziger<br />

Jahren explizit als künstlerisches Programm definierte: «Der<br />

Rahmen wird zum Teil der Aussage». 19 Die Antworten auf den<br />

Rahmen formierten sich im Laufe des 20. Jahrhunderts schubweise<br />

und immer wieder neu. Jede Generation suchte die Fehler der<br />

Vorgänger zu vermeiden, jedes Jahrzehnt brachte neue Antworten<br />

und Fragen aufs Tapet bzw. aufs Tableau. In den neunziger Jahren<br />

erleben sie wiedereinmal Konjunktur. Andrea Fraser ist nur eine<br />

von vielen «institutionskritischen» Künstler/inne/n, die energisch<br />

danach fragen, wie Kunst zur Kunst werden kann und welche<br />

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<strong>16.2.2009</strong> <strong>12</strong>:15:01 <strong>Uhr</strong>

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