Echtzeitplanung - KLUEDO - Universität Kaiserslautern
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an welchen Orten die Probanden Wohlbefinden, Anspannung oder Entspannung<br />
fühlen. Im Studienprojekt emomap führte eine Gruppe von 23 Probanden aus<br />
angehenden Stadtplanern und Architekten innerhalb von 3 Monaten mehrere<br />
Testläufe in der Mannheimer Innenstadt durch, um eine „emotionale Stadtkartierung“<br />
der Stadt Mannheim durchzuführen, die es auch nach Durchsicht verwandter<br />
Arbeiten, in Bezug auf Robustheit und Interpretation der aufgenommenen Vitaldaten<br />
kritisch zu überprüfen gilt.<br />
Mit diesem Versuchsaufbau, den das Projekt emomap Mannheim darstellt, wird ein<br />
Weg beschritten, der durchaus sehr differenziert betrachtet werden muss. Auf der<br />
einen Seite würde, wenn die Methode erfolgreich nach der Idee umgesetzt wird und<br />
valide ist, dem Planer ein Instrument an die Hand gegeben, mit dem die Stadt objektiv<br />
von den Bürgern bewertet werden könnte. Diese Vision ist das vorherrschende Motiv<br />
bei der Auseinandersetzung mit emotionaler Kartografie. Auf der anderen Seite<br />
spielen sehr viele Parameter in der Aufnahmephase der Vitaldaten eine Rolle, die, in<br />
Laborsituationen mit standardisierter Umgebung keine so große Rolle spielen, die<br />
jedoch im Außenbereich nicht zu negieren sind: Die Leitfähigkeit der Haut wird durch<br />
jegliche Form der Schweißabsonderung erhöht, der Hautwiderstand sinkt.<br />
Einflussparameter können sein: die Ganggeschwindigkeit, die Umgebungstemperatur,<br />
die Luftfeuchtigkeit, unterschiedliche Sonneneinstrahlung in den Straßen,<br />
die Trinkmenge, der allgemeine Gemütszustand der Probanden und vieles mehr.<br />
Diese vielfältigen Einflussgrößen machen eine standardisierte Aufnahme der<br />
Messdaten so gut wie unmöglich. Weiterhin ist gerade das Forschungsfeld der<br />
Messung von „Emotionen“ eine Materie, in der jeder gerne so eine Gerätschaft für die<br />
Messung besitzen möchte, es jedoch noch kein allgemein anerkanntes Verfahren aus<br />
der Physiologie gibt, das die hohen wissenschaftlichen Ansprüche erfüllt. Demnach ist<br />
es auch kritisch, von „Gefühlen“ oder „Emotionen“ als Messparameter zu sprechen,<br />
besser und neutraler erscheint der Begriff der „Stimulierung“.<br />
Dennoch steckt in diesem Experiment soviel Planungspotenzial, dass es schließlich<br />
durchgeführt wurde, um real zu überprüfen, ob mit den dabei erhobenen Daten nicht<br />
doch sinnvoll gearbeitet werden kann.<br />
Die Idee, Menschen als Messfühler zu benutzen und sie in einem Virtual Globe System<br />
zu visualisieren, ist nicht neu. Die originäre Idee des Erfassens und Visualisierens von<br />
Emotionen im Stadtraum, im Zeitalter moderner Kommunikation, stammt von dem<br />
Künstler Christian Nold. Seine 2004 erstmals eingesetzte Methode nennt er<br />
Biomapping und beinhaltet ein GPS-Handgerät sowie ein gekoppeltes Gerät zur<br />
Aufzeichnung des galvanischen Hautwiderstandes [NOLD 2004]. Diese Methode stellt<br />
die technische Basis für die Erstellung der Emotion Maps dar [vgl. hierzu NOLD 2009].<br />
Der Begriff der „Emotionalen Kartografie“, die Nold auch die „Technologien des<br />
Selbst“ bezeichnet, ist durch seine 2009 erschienene Publikation „Emotional<br />
Cartography- Technologies of the Self“ [NOLD 2009] ein in der Fachdiskussion<br />
etablierter Begriff. Waren die ersten Versuche Nolds trotz des starken Bezugs zur<br />
[217]<br />
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