Echtzeitplanung - KLUEDO - Universität Kaiserslautern
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Sequenz-Analyse<br />
Städtebauliche Gestaltungsplanung<br />
am Ort geschieht (…) und insgesamt dem Betrachter eine „brauchbare<br />
Informationsrate“ im Hinblick auf Stimulanz, Abwechslung, Orientierung etc. [KRAUSE<br />
1977:65]“ anzubieten.<br />
Dieser Ansatz aus der Umweltpsychologie ist ein guter, wenn auch schwierig<br />
umzusetzender Versuch, bestehende Situationen zu analysieren und zukünftige<br />
Planung auf ihre Wirkung sowie die brauchbare Informationsrate hin zu prognostizieren.<br />
Da diese Methodik in den 1970er Jahren entwickelt wurde, sind einige<br />
Erscheinungen des Stadtbildes der 2000er Jahre, wie neue und hellere<br />
Leuchtreklamen, die allgemeine Überflutung von Werbematerialien, LED-beleuchtete<br />
Fassaden oder Live-Projektionsflächen nicht in die Methodik mit einbezogen. Heute<br />
ist es ungemein schwierig, in dieser Hinsicht eine Prognose abzugeben, zumal viele<br />
Installationen von privater Seite getätigt werden. Ein Ansatz könnten in Zukunft<br />
Methoden aus dem ambulatorischen Assessment sein, wie sie im Projekt emomap<br />
Mannheim [siehe Kap. 9 Emomap – Emotional Cartography] getestet werden.<br />
Die Sequenzanalyse geht auf die Arbeit des Amerikaners Phillip Thiel aus dem Jahre<br />
1961 zurück [THIEL 1961]. Thiels Ansatz kommt interessanterweise aus dem Bereich<br />
der Musik, des Films und des Tanzes, dessen vorherrschendes Element die Bewegung<br />
ist. In den 1960er Jahren erkannte er, dass Planer und Architekten die Bewegung nie in<br />
ihre Analysen mit einbezogen hatten. Die Bewegung erachtete er deshalb als so<br />
wichtig, da mit fortschreitender Transporttechnologie und einer neuen Qualität der<br />
Maßstäblichkeit der gebauten Umwelt eine neue Sichtweise auf die Stadt und deren<br />
Gestalt aus der Bewegung heraus von Nöten sei [THIEL 1961:34]. Aufbauend auf<br />
diesen Motion Studies in der Stadtgestaltforschung wuchs sehr schnell die Erkenntnis,<br />
dass durch die Bewegung eines Betrachters in einem (bebauten) Raum bestimmte<br />
Gestaltqualitäten entstehen, die eventuell im ruhenden Zustand nicht möglich wären.<br />
Ein gewisses Bewegungsbewusstsein hilft dem Betrachter, die Entfernungen und<br />
Richtungen innerhalb der Stadt besser einschätzen zu können [LYNCH 1965:128]. So<br />
nahm Kevin Lynch den Gedanken der visuellen Sequenzen wahrnehmungstheoretisch<br />
auf und stellte sie in den Mittelpunkt seiner Methode des „Site Plannings“ [STREICH<br />
2005:304]. „Since the landscape is usually experienced by a moving observer,<br />
especially in our days, the single view is not as important as the cumulative effect of a<br />
sequence of views [LYNCH, HACK 1988/2000:162]”. Lynch fixiert sich demnach nicht<br />
nur auf einen Standpunkt oder eine Momentaufnahme, um städtische Strukturen zu<br />
analysieren, sondern bevorzugt die Analyse aus einer Aufeinanderfolge / einer<br />
Reihung von Blickwinkeln. Praktisch sah dies so aus, dass er versuchte, die Eindrücke<br />
einer Fahrt oder eines Laufes mit fotografischen Laufbildern oder Handskizzen<br />
festzuhalten. Anschließend werden die verschiedenen städtischen Elemente zu einer<br />
Erlebnissequenz zusammengefasst und mithilfe einer grafischen Notierungs-Technik<br />
verortet [KRAUSE 1977:21FF]. Aufbauend auf Thiels Experimente sollen die<br />
Oberkategorien Raum, Bewegung und Charakteristika untersucht und notiert werden<br />
[THIEL 1961: 34 und KRAUSE 1977:22]: