Echtzeitplanung - KLUEDO - Universität Kaiserslautern
Echtzeitplanung - KLUEDO - Universität Kaiserslautern
Echtzeitplanung - KLUEDO - Universität Kaiserslautern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der Städtebau und dessen Leitbilder waren nach dem zweiten Weltkrieg einem durch<br />
die Zerstörung gekennzeichneten Paradigmenwandel unterworfen. Nach einer ersten<br />
Wiederaufbauphase bis Anfang der 1950er Jahre, die vor allem durch einen gewissen<br />
Pragmatismus im Lindern der allgemeinen Wohnungsnot und der Diskussion um die<br />
komplette Neuplanung von zerstörten Städten gekennzeichnet war, entwickelten sich<br />
vor allem drei städtebauliche Leitbildtheorien neu heraus:<br />
• Die organischen Stadtbaukunst [REICHOW 1948]<br />
• Die gegliederte und aufgelockerte Stadt [GÖDERITZ, RAINER, HOFFMANN<br />
1957]<br />
• Die autogerechte Stadt [REICHOW 1959]<br />
Die „organische Stadtbaukunst“ ist gekennzeichnet durch den Gedanken eines<br />
Umbruchs von der Großstadt hin zu einer Stadtlandschaft. Dabei orientiert sich<br />
Reichow an dem Konzept der Stadtzellen sowie am schon bekannten<br />
Nachbarschaftsprinzip. Deutlichstes Merkmal ist die Abkehr von der hippodamischen<br />
Rasterstruktur mit vielen Knotenpunkten in den Kreuzungsbereichen hin zu einer<br />
organischen, verästelungsarmen Struktur mit einer Reduzierung von Knotenpunkten.<br />
Ursache hierfür ist eine „Entnazifizierung“ auch im Planungsgedanken mit dem<br />
Verzicht auf monumentale Achsen und symmetrische Stadtanlagen und eine<br />
Orientierung an den Richtungsvorgaben aus der Architektur von Gropius, Mies van<br />
der Rohe und Le Corbusier [SIEVERTS 1986:9].<br />
Den Gedanken der organischen Struktur entwickelte Reichow mit der „autogerechten<br />
Stadt“ fort. Hierin werden nicht, wie der Titel vermuten lässt, Konzepte entwickelt, die<br />
auf eine Ausrichtung des kompletten Stadtgefüges auf den Autoverkehr hin arbeiten,<br />
sondern im eigentlichen Sinne der Arbeit wurden Konzepte entwickelt, wie mit dem<br />
zunehmenden Autoverkehr planerisch sinnvoll umgegangen werden kann. Dabei<br />
steht die potenzielle Gefahrenabwehr durch die Verringerung von Knoten durch<br />
organische Strukturen im Vordergrund, um Unfälle an Kreuzungen zwischen Autos,<br />
aber auch tödliche Unfälle mit Menschen, zu vermeiden. Dies geht sogar soweit, dass<br />
getrennte Auto- und Fußgängererschließungssysteme zu planen sind [vgl. hierzu<br />
REINBORN 1996:182/83 als auch REICHOW 1959:24/88].<br />
Das Konzept der „gegliederten und aufgelockerten Stadt“ lässt im Sinne einer<br />
Stadtlandschaft, ähnlich den Ideen von Howard mit der Gartenstadt, die „Stadt“ und<br />
die „Landschaft“ zu einer Einheit verschmelzen [REINBORN 1996:183]: „An die Stelle<br />
des uferlosen Häusermeers mit einer dicht bebauten Mitte und des sternförmigen<br />
Wachstums entlang der Ausfallstraßen tritt ein organisches Gefüge mehr oder<br />
weniger selbstständiger Stadtzellen mit eigenen örtlichen Mittelpunkten“ [GÖDERITZ,<br />
RAINER, HOFFMANN 1957:19]. Auch hier herrscht das Prinzip der strikten Funktionstrennung<br />
vor.<br />
[57]<br />
Nach dem zweiten<br />
Weltkrieg