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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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JUNGE INTENSIV- UND MEHRFACHTÄTER 91<br />

handelt es sich um seit Jahrzehnten (Philadelphia-Studie!) stabile Befunde. Schülerbefragungen<br />

zufolge ist der „harte Kern“ nicht größer, sondern eher kleiner geworden<br />

(Heinz 2008a, 12).<br />

B. Kriminologische Befunde zur Prognose jungen<br />

Intensivtäter<br />

Ganz offensichtlich gibt es also junge Intensivtäter, auch wenn man sich über die Befunde<br />

im Einzelnen noch streiten kann: Etwa<br />

• über die Häufigkeit,<br />

• über ihre Anteile an Taten und Tätern – in etwa dürften nach den <strong>vor</strong>liegenden<br />

Untersuchungsergebnissen weniger als 10% der überhaupt auffälligen Jugendlichen<br />

mehr als 50% der bei diesen insgesamt offiziell registrierten Straftaten<br />

verübt haben; fast ausschließlich handelt es sich dabei um männliche Jugendliche,<br />

• über den Verlauf ihrer „Karrieren“, insbesondere hinsichtlich Kontinuität und<br />

Diskontinuität im Erwachsenenalter und<br />

• über das „ob“ oder „ob nicht“ einer problematischen Entwicklung dieses „harten<br />

Kerns“ der Jugenddelinquenz hinsichtlich ihrer Häufigkeit und/oder der<br />

Schwere der von ihnen begangenen Straftaten – ob es sich also zumindest im<br />

Sinne des „immer mehr und immer schlimmer“ um eine „neue“ Herausforderung<br />

handelt. Der Zweite Periodische Sicherheitsbericht der Bundesregierung<br />

(2006, 354) stellt hierzu fest: „Eine Zunahme gravierender Formen der Delinquenz<br />

junger Menschen in Gestalt von erhöhten Zahlen von Mehrfach- und<br />

Intensivtätern lässt sich nicht nachweisen.“<br />

Keine Zweifel bestehen jedoch daran, dass es sie gibt – und weitgehend unbestritten<br />

ist auch die Forderung, potenziell (oder schon tatsächlich) „chronisch Kriminelle“<br />

möglichst frühzeitig zu erkennen, um ebenso frühzeitig intervenieren und reagieren zu<br />

können mit dem Ziel, schon den Beginn einer möglichen „kriminellen Karriere“ zu<br />

verhindern 17 – aber auch mit dem Ziel, den Kriminalisierungsprozess durch eine Kategorisierung<br />

als „Intensivtäter“ nicht noch zu beschleunigen, da durch diese Kategorisierung<br />

„eine wahrnehmungswirksame Bewertung der Täter-Person und nicht des<br />

Täter-Handelns erfolgt, die das Selbstbild der so kategorisierten verändern könnte“<br />

(Ohder/Huck 2006, 7).<br />

Doch nach wie <strong>vor</strong> sind die prognostischen Möglichkeiten und <strong>vor</strong> allem die „Trefferquoten“<br />

unbefriedigend, auch wenn durchaus Fortschritte in der Treffsicherheit von<br />

Kriminalitätsprognosen gemacht worden sind, die sich auf den Einzelfall beziehen:<br />

Nach wie <strong>vor</strong> erhalten wir zu viele „falsch Positive“, sicherlich auch nicht wenige<br />

„falsch Negative“ und viel zu häufig sind wir erst nachher schlauer.<br />

17 Von Seiten der Instanzen der formellen Sozialkontrolle und der Kriminalpolitik auch in der Hoffnung,<br />

dadurch mit relativ geringem Aufwand die Kriminalität insgesamt deutlich zu senken.

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