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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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ANDREAS BEELMANN<br />

lemen von Aggression, Gewalt und Kriminalität zu begegnen. Zu unterscheiden sind<br />

multimodale schulbasierte Präventionsmaßnahmen sowie schulische Gewaltpräventionsprogramme.<br />

Multimodale, schulbasierte Prävention. Neuere Programminitiativen versuchen die<br />

Idee einer möglichst umfassenden Förderkonzeption aus der Frühförderung zu übernehmen<br />

und zu späteren Alterszeitpunkten im Kontext der Schule zu etablieren. Derartige<br />

Programmpakete sind speziell in den letzten Jahren in den USA entwickelt und<br />

unter der Maßgabe einer entwicklungsorientierten Kriminalprävention durchgeführt<br />

worden, darunter zum Beispiel das sehr umfangreiche FAST-Track Programm (vgl.<br />

Conduct Problems Prevention Research Group, 1992, 2004a). <strong>Das</strong> FAST-Track-<br />

Programm besteht aus einer Kombination von universellen und selektiven Präventionsmaßnahmen,<br />

bei denen kind-, eltern-, familien- und schulbasierte Strategien über<br />

einen Zeitraum von sechs Jahren (vom 1. bis zum 6. Schuljahr der Kinder) umgesetzt<br />

werden. <strong>Das</strong> Programm für die Hochrisikogruppe enthält zum Beispiel fünf Elemente:<br />

(1) ein gruppenorientiertes Elterntraining, in dem sowohl klassische Erziehungsstrategien<br />

als auch Maßnahmen zur Förderung einer positiven Eltern-Kind-Beziehung, Hilfen<br />

zur intellektuellen Förderung der Kinder und soziale Problemlösestrategien vermittelt<br />

werden sollen. Ergänzt werden diese Strategien durch (2) individuelle Hausbesuche,<br />

bei denen sowohl die Inhalte des Elterntrainings konkretisiert als auch soziale<br />

Hilfen für die Familien bereitgestellt werden. (3) Drittes Element ist ein umfassendes<br />

soziales Kompetenztraining der Kinder in der Schule, in dem sowohl verhaltensorientierte<br />

soziale Fertigkeiten (z.B. Aufbau von Freundschaften) als auch sozialkognitive<br />

Kompetenzen (z.B. soziale Problemlösefertigkeiten, Fähigkeit zur Selbstkontrolle<br />

und Emotionsregulation) erlernt werden sollen. Als Ergänzung zum sozialen<br />

Lernprogramm bekommen (4) Hoch-Risiko-Kinder eine kognitive Zusatzförderung<br />

(v.a. zur Verbesserung der Lesefähigkeiten) und schließlich wird (5) das soziale Lernprogramm<br />

durch entsprechende Übungseinheiten in der Schule komplettiert.<br />

Da die Evaluation des FAST-Track-Programms noch läuft, liegen bislang nur Zwischenergebnisse<br />

<strong>vor</strong> (Conduct Problems Prevention Research Group, 1999, 2002,<br />

2004b). Diese sind zwar durchaus positiv, jedoch – zumindest <strong>vor</strong> dem Hintergrund<br />

der Intensität der Maßnahmen – nicht gerade überwältigend. Andere Evaluationen<br />

derartiger Multimodalprogramme zeigten, dass langfristige Erfolge bis ins Erwachsenalter<br />

durchaus möglich sind (z.B. im Rahmen des Seattle Social Development Projects,<br />

Hawkins et al., 1992, 2005) und sich besonders bei einem möglichst frühen Beginn<br />

(z.B. mit der Einschulung) einstellen. Eine umfangreiche Evidenzbasierung dieser<br />

Maßnahmen steht aber noch aus. Die teilweise ernüchternden Ergebnisse machen<br />

aber zugleich klar, dass durchschlagende Präventionserfolge oder eine maximal erfolgreiche<br />

Prävention in diesem Bereich nur sehr schwer zu erreichen ist, selbst wenn<br />

die Maßnahmen konsequent <strong>vor</strong> dem Hintergrund empirisch fundierter Entwicklungsmodelle<br />

konstruiert wurden.<br />

Schulische Gewaltpräventions- und Anti-Bullying-Programme. Schulische Gewaltpräventionskonzepte<br />

sind in den letzten Jahren vielfach angewandt worden, unter anderem<br />

weil in Schulen relativ günstige Umsetzungsbedingungen für Präventionsprogramme<br />

<strong>vor</strong>liegen (Beelmann, 2008b; Verbeek & Petermann, 1999). International<br />

große Aufmerksamkeit und Verbreitung hat dabei der Gewaltpräventionsansatz von

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