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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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RISKANTE BEDINGUNGEN DES AUFWACHSENS 197<br />

Mütter und Kinder gemeinsam in Bildungsprozesse einbezogen sind, als integrationsförderlich<br />

bewährt. Diese zielen zum einen auf eine Förderung der Muttersprachenkompetenz,<br />

aber zugleich auch auf die Förderung des Deutschen<br />

und bei Müttern auf die Förderung der Erziehungskompetenz ab. Denn insbesondere<br />

die Integration der Mütter ist für die Frage der intergenerativen Weitergabe<br />

von Gewalt ein entscheidendes Merkmal: so konnten Mayer, Fuhrer &<br />

Uslucan (2005) zeigen, dass bei einer gut integrierten (türkischen) Mutter sowohl<br />

die Weitergabe der selbst als Kind erfahrenen Gewalt abgepuffert wurde<br />

und auch, dass die Kinder dieser Mütter weniger in Gewalthandlungen verwickelt<br />

waren.<br />

9. Mit Blick auf die Erfahrungen der Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens sind auch<br />

religiöse Überzeugungen im Leben von Risikokindern (in diesem speziellen<br />

Fall von Migrantenkindern) als ein Schutzfaktor zu betrachten. Sie geben ihnen<br />

das Gefühl, dass ihr Leben einen Sinn und Bedeutung hat; vermitteln die Überzeugung,<br />

dass sich die Dinge trotz Not und Schmerz am Ende zum Guten wenden<br />

können. Insofern ist die Diskussion bspw. um den Islamunterricht nicht nur<br />

aus politischer, sondern auch aus entwicklungspsychologischer Perspektive zu<br />

führen.<br />

10. Eine effektive Kriminal- und Gewaltprävention basiert nicht zuletzt auch darauf,<br />

dass im alltäglichen Umgang mit Migranten rassistische und <strong>vor</strong>urteilsbeladene<br />

Haltungen und diskriminierende Praktiken gegenüber Migranten bekämpft<br />

werden. Wenn bspw. der öffentliche Diskurs um Migration und Männlichkeit<br />

nur in einer Assoziation mit Ehrenmorden, religiösem Fanatismus und<br />

Jugendgewalt durchgeführt wird, Ängste <strong>vor</strong> einer angeblichen „Überfremdung“<br />

geschürt werden, dann werden bestimmte Bilder verfestigt und alle anderen<br />

Lebensrealitäten und (erfolgreiche, gelungene) Migrationsgeschichten<br />

ausgeblendet. Wenn bestimmte Personengruppen stets die Erfahrung machen,<br />

dass sie zu den „Ausgestoßenen“ zählen, dass sie unerwünscht sind, dann kann<br />

das kaum zu einer Veränderung der missbilligten Situation beitragen, weil sie<br />

ihrerseits als „Ausgestoßene“ keinen zwingenden Grund sehen, sich zu ändern.<br />

Eher werden durch Vorurteile das Risiko der Viktimisierung von abgewerteten<br />

Gruppen erhöht, was in Folge auch deren Gewalthandeln anstachelt. Diese Annahme<br />

wurde bspw. in der Studie von Brüß (2004) empirisch überprüft und es<br />

zeigte sich, dass eine Befürwortung sozialer Dominanz bei deutschen Jugendlichen<br />

zu einem Anstieg an aggressiven antisozialen Aktivitäten führte. Gleichwohl<br />

die Interventionen für ein <strong>vor</strong>urteilsloses, nicht-diskriminierendes Miteinander<br />

von Mehrheiten und Migranten direkt für die Gewaltprävention gering<br />

sein mag, so ist sie doch als ein öffentliches Signal bedeutsam, damit latenten<br />

Rassismen keine Chance gegeben wird, bzw. Ansichten nicht bekräftigt<br />

werden, die Vorurteile und Ressentiments gegenüber Migranten andeuten oder<br />

offen aussprechen.<br />

11. Rechtsbewusstsein stärken – Normen verdeutlichen: Mit Blick auf die Gewaltneigung<br />

junger Menschen zeigt eine empirische Studie des Autors (Uslucan,<br />

2005a), dass sowohl die Gewaltakzeptanz und die Gewalttat als auch die Einstellung<br />

zu den Gesetzen und das Vertrauen in die Polizei stark vom Bildungs-

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