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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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KRIMINALITÄT BEI JUNGEN MIGRANTEN UND PRÄVENTIONSANSÄTZE 173<br />

4. Schule und Ausbildung<br />

Die Schulen sind der ideale Ort, um Sprachförderung, Individualbetreuung, Kontinuität<br />

der Förderung und Bildungserfolg umzusetzen. Als Bestandteil des sozialen und<br />

kommunalen Netzwerks wäre an strukturierte Freizeitangebote, ethnisch übergreifende<br />

Angebote unter Einbindung von Eltern und Ehrenamtlichen, Nachmittagsbetreuung<br />

und Wochenendangebote zu denken. Auch Verbindungen mit Unternehmen der Region,<br />

um Ausbildungsplätze und Hilfstätigkeiten zu erproben, können Chancen gerade<br />

für junge Migranten bieten.<br />

An der Universität Bielefeld wird im Studiengang „Deutsch als Fremdsprache“<br />

Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund Unterstützung bei der Bewältigung<br />

schulischer Anforderungen angeboten – und die Erfolge können sich sehen lassen.<br />

Kleinen Gruppen von fünf bis zehn Schülern, die die Grundschule abgeschlossen<br />

haben, wird von Studierenden in der Universität Unterricht in Deutsch, Englisch und<br />

Mathematik erteilt. Die Studierenden bieten die Förderung als freiwillige Leistung<br />

oder im Rahmen eines studentischen Hilfskraftvertrags an, weshalb auch finanzielle<br />

Mittel benötigt werden. Die Mercator-Stiftung und die Stadt finanzieren dieses Angebot.<br />

Positive Effekte sind auf mehreren Ebenen zu sehen. Der Bildungsbenachteiligung<br />

der Kinder mit Migrantenhintergrund wird entgegengewirkt, die Schulen werden<br />

durch das Angebot des Förderunterrichtes entlastet, Studierende können ihrer Lehrerausbildung<br />

praktische Erfahrungen hinzufügen und die Kinder profitieren von dem<br />

für sie kostenlosen Unterricht mit besseren Schulleistungen und Integration. Ein interessanter<br />

Nebenaspekt besteht auch im sozialen Kontext. Eltern werden beraten und<br />

unterstützt, wenn Schulkonflikte auftreten. Unterschiedliche Wert<strong>vor</strong>stellungen in<br />

Bezug auf Erziehungs- und Bildungsziele sind zu beachten, um auf die teilweise<br />

schwierigen und belastenden Lebensbedingungen, auch auf Gewaltanwendungen und<br />

Vernachlässigungen, zu reagieren. In Krisensituationen versucht man, Kindern und<br />

Jugendlichen beizustehen und Lösungen zu finden. 92 Der Bedarf kann nicht gedeckt<br />

werden: Rund 200 Schüler nehmen die Angebote wahr, weitere 300 Schüler stehen<br />

permanent auf der Warteliste. Wäre es nicht denkbar, alle Pädagogik- und Lehramtsstudierenden<br />

bundesweit in die Praxis einzubinden, diese Tätigkeit als Praktikum anzurechnen<br />

und flächendeckend bereits Grundschulkinder zu unterstützen, die deutsche<br />

Sprache und Grundfertigkeiten zu erlernen?<br />

Für die Gewaltprävention an Schulen ist auf die als wirksam evaluierten Programmprinzipien<br />

des Anti-Bullying-Programmes von Olweus zu verweisen. 93<br />

5. Kommunale Kriminalprävention<br />

Kriminalität ist regional unterschiedlich verteilt: Man stellt ein Stadt-Land-Gefälle,<br />

Nord-Süd-Gefälle und Ost-West-Gefälle fest, im kommunalen oder städtischen Raum<br />

92<br />

Ausführliche Hinweise: www.uni-bielefeld.de/lili/studiengaenge/daf/foerderunterricht; Hinrichs in<br />

Ahrenholz (Hrsg.) 2007, 215 ff.; Barzel/Salek in Ahrenholz (Hrsg.) 2007, 205 ff.;<br />

www.stiftung.mercator.de<br />

93<br />

Zu Evaluationen des Programms im In- und Ausland sowie zu weiteren konkreten Handlungsanleitungen<br />

Bannenberg/Rössner 2006.

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