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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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WIEBKE STEFFEN<br />

chener U-Bahn-Schläger“ – handle es sich um ein neues Phänomen und damit um eine<br />

neue Herausforderung, die – diese Konsequenz geht regelmäßig mit diesen Behauptungen<br />

einher – auch neue Reaktionen, insbesondere solche des <strong>Jugendkriminalrecht</strong>s<br />

erforderlich mache.<br />

Allerdings ist aus kriminologischer Sicht auch bemerkenswert, dass nicht nur junge<br />

Intensivtäter ein „altes“ Problem sind, sondern auch die mit dieser Kategorisierung<br />

einhergehenden – ungelösten – Probleme und – offenen – Fragen der Definition, der<br />

Prognose und der Reaktion.<br />

Im Folgenden wird im Sinne eines Überblicks über kriminologische Befunde zu intensiv<br />

und dauerhaft auffälligen jungen Menschen deshalb <strong>vor</strong> allem auf diese Problembereiche<br />

und Fragen eingegangen:<br />

1. Bereich Diagnose/Definition: Gibt es junge Intensivtäter und wenn ja, wie lassen<br />

sie sich beschreiben?<br />

2. Bereich Prognose: Wenn es junge Intensivtäter gibt, wie lassen sie sich erkennen<br />

und zwar möglichst frühzeitig – oder sind wir immer erst nachher schlauer?<br />

3. Bereich Reaktion/Intervention/Prävention: Wenn es junge Intensivtäter gibt<br />

und wir sie erkennen können – was kann getan werden, um dieses „Problem“<br />

zu verhindern oder zumindest zu verringern und es nicht noch über die soziale<br />

Konstruktion einer besonderen Gefährlichkeit und daran anknüpfende Reaktionen<br />

zu verschärfen, den Kriminalisierungsprozess durch Selektion und Stigmatisierung<br />

also noch zu beschleunigen und zu verfestigen?<br />

A. Kriminologische Befunde zur Diagnose und Definition<br />

junger Intensivtäter<br />

Auf die Frage „Gibt es junge Intensivtäter“ lautet die Antwort der kriminologischen<br />

Befunde, wie sie seit Jahrzehnten, im Inland wie im Ausland immer wieder übereinstimmend<br />

festgestellt werden: Ja. Die Annahme, es handle sich bei jungen Intensivtätern<br />

um eine Erfindung der Medien, trifft jedenfalls nicht zu – auch wenn die Medien<br />

ohne jeden Zweifel einen großen Anteil an der öffentlichen Wahrnehmung und Dramatisierung<br />

dieser Täter haben (Walter 2003, 162).<br />

Junge Menschen weisen nicht nur eine höhere Kriminalitätsbelastung auf als Erwachsene<br />

– „viele Kriminologen gehen von nahezu universeller Gültigkeit dieses Befundes<br />

aus“ (Heinz 2002a, 106) –, sondern diese Kriminalitätsbelastung ist auch<br />

höchst ungleich verteilt: In die „normale“ Jugendkriminalität als alterstypisches Phänomen<br />

und in einen kleinen „harten Kern“ von Mehrfach- und Intensivtätern – bzw. in<br />

die vielen jungen Menschen, die wenige Straftaten begehen und die wenigen, die viele<br />

Straftaten begehen 2 .<br />

2 Sonnen 2007, 26; s. dazu auch m.w.N. Heinz 2006 und 2008a; PSB 2006; Steffen 2008; Walter 2008.

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