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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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DISKUSSION 319<br />

forschung“ sich anschließende Debatte führt zunächst in die Frage der Kosten-Nutzen-<br />

Abwägungen, hinsichtlich derer ein besonderes Interesse her<strong>vor</strong>gehoben wird. Einbezogen<br />

werden müssten jedoch alle Nutzenelemente. Von Bedeutung sei dann, dass<br />

sich kleine Veränderungen auch auf die nächste Generation auswirken könnten. Auf<br />

ethische Probleme im Zusammenhang mit Kosten-Nutzen-Analysen wird hingewiesen,<br />

im Übrigen auch auf den Bedarf an einer normativen (und nicht bloß ökonomischen)<br />

Begründung von Präventionsprogrammen, denn Ziel sei es ja, Menschen zu<br />

verändern. Ferner werden methodische Schwierigkeiten im Hinblick auf die Übertragbarkeit<br />

(externe Validität) und große <strong>Herausforderungen</strong> in Bezug auf die Evaluation<br />

thematisiert. Im Übrigen sei eine besondere Konzentration auf Kinder und Jugendliche<br />

notwendig und es bedürfe besonderer Instrumente für wenig formalisierte Settings,<br />

wie sie zum Beispiel die Jugendhilfe mit ihrer Programmvielfalt darstelle. Die Evaluation<br />

dieser Verhältnisse sei eine Herausforderung. Bemerkt wird auch, dass sich intensivpädagogische<br />

Maßnahmen häufig sehr stark unterscheiden. In Meta-Analysen alles<br />

in einen Topf zu werfen, führe unter Umstände zu erheblichen Ungenauigkeiten. Hier<br />

wird eine stärkere Differenzierung angemahnt. Zudem wird moniert, dass die meisten<br />

Studien „blackbox-Untersuchungen“ seien.<br />

In der Präsentation der Evaluationsforschung, so wird gesagt, sei lediglich ein allgemeines<br />

Bild beabsichtigt gewesen. Deshalb seien einzelne Studien und Blueprints<br />

zur Prävention (die auf besonders gut evaluierte Programme in den USA aufbauten)<br />

nicht <strong>vor</strong>gestellt worden. Die Einzeluntersuchungen seien in der Metaanalyse der Evaluationsstudien<br />

zur Prävention allerdings miterfasst.<br />

Eingeworfen wird, dass der Stellenwert universeller Prävention fraglich sei. Deshalb<br />

wird dazu geraten, nicht nur über Evaluation zu bestimmen, ob Präventionsprogramme<br />

sinnvoll seien. Einbezogen werden sollten im Übrigen auch mögliche Etikettierungseffekte,<br />

die bestimmte Gruppen oder Räume durch die Feststellung von Präventionsbedarf<br />

treffen könnten. Demgegenüber wird ausgeführt, dass universelle Prävention<br />

deshalb vertretbar sei, da die Einzelnen nicht erkennbar würden. Sie sei oft die<br />

einzige Alternative, da man sonst bestimmte problematische Fälle gar nicht erreiche.<br />

Voraussetzung sei immer eine gewisse Prognosekraft. Von Bedeutung seien schließlich<br />

Ressourcenüberlegungen.<br />

Bemängelt wird dann die Modeerscheinung der Implementierung von Präventionsprogrammen<br />

ohne Bedarf, die sich auch daran zeige, dass jeder Bürgermeister ein<br />

Präventionsprogramm auflege, auch wenn besondere Auffälligkeiten in der Gemeinde<br />

gar nicht beobachtet werden könnten. Allein die Existenz von Präventionsprogrammen<br />

und damit assoziierte Reputation seien heute von Bedeutung. Deshalb, so wird gefordert,<br />

müsse die Bedarfsanalyse in den Vordergrund gerückt werden. Wo es zu einer<br />

Stigmatisierung kommen könne, zeige sich dann in Vorbereitungs- und Bedarfsanalysen.<br />

In bestimmten Stadtteilen sollte, so wird vertreten, auch dann mit Präventionsprogrammen<br />

operiert werden, wenn eine Stigmatisierungsgefahr gegeben sei. Vorgeschlagen<br />

wird, in solchen Bereichen, in denen methodisch einwandfreie Evaluationsforschung<br />

nur schwer oder überhaupt nicht realisiert werden könne, auf eine Plausibilitätsprüfung<br />

auszuweichen. Dem wird entgegengehalten, dass eine Evaluation (mit<br />

gewissen Fehlerwahrscheinlichkeiten) immer möglich sei, auch wenn sie sich als

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