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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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KRIMINALPOLITIK IN DER MEDIENGESELLSCHAFT 241<br />

übermitteln, lediglich in einer etwas zurückhaltenderen und weniger marktschreierischen<br />

Sprache. 3<br />

Mit zwei Thesen möchte ich die zu<strong>vor</strong> umrissene Tätigkeit von Medien kennzeichnen:<br />

1. Medien sind zu wirkungsvollen Kriminalpolitikern geworden.<br />

2. Ihre politische Tätigkeit wird nicht allein von einer bestimmten ideologischen<br />

Ausrichtung bestimmt, sondern in maßgeblicher Weise von den bestehenden<br />

Arbeitsbedingungen.<br />

Die politische Gestaltung erfolgt zunächst im Wege der Nachrichtenselektion (Fälle)<br />

und der Zusammenführung von Informationen (zur Kriminalitätsentwicklung). Sie<br />

werden mit Ansichten zum „richtigen“ Umgang mit Kriminalität und zum „richtigen“<br />

Strafen verknüpft (mild oder streng?) und auf bestimmte politische Initiativen (Gesetzesentwürfe,<br />

polizeiliche und justizielle Organisation, internationale Zusammenarbeit<br />

etc.) bezogen. Bei der Frage, ob und welche Fälle mitgeteilt und welche Vorgehensweisen<br />

nahegelegt werden, haben die Medien nicht „freie Hand“, sondern werden von<br />

kaum veränderlichen Bedingungen geleitet.<br />

C. Bedingungsgefüge medialer Kriminalpolitik<br />

Seit der Privatisierung des Fernsehens ist ein besonders harter Wettbewerb entbrannt,<br />

der sich auch auf andere Medien erstreckt und Einschaltquoten und Umsatzzahlen zu<br />

den Schlüsselbegriffen der Medienwelt macht. 4 Der Gewinn hängt in erheblichem<br />

Maße von Werbeeinnahmen ab, deren Höhe sich wiederum nach der Verbreitung der<br />

Sender oder Blätter richtet. 5 Die Möglichkeiten, Menschenmassen anzusprechen und<br />

sehr hohe Quoten zu erreichen, sind durchaus begrenzt. Zu den zugkräftigen Themen<br />

gehören bekanntlich „sex and crime“. „Bad news“ sind anziehender als „good news“.<br />

Skandale haben eine gesteigerte Attraktivität. Gesucht wird das unbekannte Unheilvolle<br />

und Besorgniserregende sowie das geheime Verbotene, das sich enthüllen lässt.<br />

Infolgedessen werden u.a. Psycho-Urwaldcamps eingerichtet, um Menschen in Grenzsituationen<br />

zu bringen und sie dabei durch das Schlüsselloch zu beobachten. Von der<br />

Notwendigkeit her, viele Menschen neugierig zu machen, erscheint das Thema der<br />

Gewalt geradezu ideal. Zum einen bietet es immer neue und krassere Möglichkeiten<br />

der Visualisierung und Verbildlichung, zum anderen eignen sich Gewaltdarstellungen<br />

zur Emotionalisierung. Bestimmte Gewaltbilder prägen sich nicht nur fest ein, sondern<br />

rufen sehr starke Gefühle her<strong>vor</strong>, lassen den Betrachter weder kalt noch nüchtern.<br />

Passive Konsumenten können in unterschiedlicher Weise aufgestachelt und mobilisiert<br />

3<br />

S. schon Kerner/Feltes (1980), S. 88; Scharf/Mühlenfeld/Stockmann (1999), S.92; ferner Frehsee<br />

(2000), S. 26; jüngste Untersuchungen zur Fehleinschätzung der Kriminalitätsentwicklung haben wiederum<br />

keine klaren Unterschiede zugunsten der Leser „anspruchsvoller“ Zeitungen gebracht, wobei<br />

zusätzlich zu berücksichtigen ist, dass gewisse Differenzen auch daher rühren können, dass die Leser<br />

dieser Blätter oft zugleich einer höheren Bildungsschicht zuzurechnen sind, s. Windzio/Simonson/Pfeiffer/Kleimann<br />

(2007), S. 22.<br />

4<br />

S. etwa Brüchert (2005), S. 85 f.<br />

5 Zur Medienökonomie nach erfolgter Liberalisierung Kiefer (2001)

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