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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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BRITTA BANNENBERG<br />

haben die Maßnahmen auch zeitweilig Erfolg, weil größere Polizeieinsätze seltener<br />

werden und Jugendliche immer wieder die Plätze wechseln, an denen sie negativ auffallen.<br />

Ob von gelungener Integration ausgegangen werden kann, ist aber mehr als<br />

fraglich. Die Folge ist eine Rücknahme von sozialen Maßnahmen in den Stadtteilen,<br />

sobald vermeintlich „Ruhe“ einkehrt.<br />

Bis heute dauern manche Präventionsbestrebungen in unterschiedlichem Ausmaß<br />

an, ebenso werden aber auch heute noch zuweilen Großeinsätze der Polizei wegen<br />

Massenschlägereien zwischen Spätaussiedlern und Türken notwendig. In den Stadtteilen<br />

wurde und wird auf die Problematik unterschiedlich reagiert. In einem Stadtteil<br />

leugnen die politisch Verantwortlichen sowohl eine besondere Kriminalitätsbelastung<br />

und störende Auffälligkeit der Spätaussiedler wie auch die soziale Problematik des<br />

Stadtteils, was aus polizeilicher (und unserer) Sicht anders beurteilt wird. In anderen<br />

Stadtteilen wurde zum Teil vehement mit einer Kombination polizeilicher Repression,<br />

Jugendsozialarbeit und städtebaulichen Maßnahmen reagiert. Positiv waren dabei insbesondere<br />

freizeitpädagogische Maßnahmen des Jugendmigrationsdienstes her<strong>vor</strong>zuheben,<br />

die heute aus finanziellen Gründen ersatzlos gestrichen wurden. Besonders<br />

angenommen wurden von den Jugendlichen Freizeitangebote mit einer Kombination<br />

von Naturerlebnis, Abenteuer und Sport (Kanufahren, Lagerfeuer, Angeln, beim Sport<br />

dominieren in der Attraktivität Boxen, Kampfsport und Breakdance). Sehr positiv<br />

wurde auch das Angebot aufgegriffen, kostenlos Vereinsmitglied zu werden (die Kosten<br />

wurden durch Spenden eines Jahresbeitrages getragen). Soziale Maßnahmen wie<br />

soziales Training (etwa gewaltfreie Konfliktlösungsstrategien zu erlernen) sind zwiespältig<br />

zu sehen und werden wohl von den Jugendlichen häufig nicht sehr ernst genommen.<br />

Unklar ist ohnehin, welche Jugendlichen erreicht werden. Ob gerade straffällige<br />

und gewalttätige Jugendliche von diesen Maßnahmen angesprochen werden,<br />

kann nicht beurteilt werden. Man versucht durch Stadtteiltreffs und Sozialarbeiter<br />

Ansprechpartner in den Stadtteilen zu schaffen, die die Bewohner bei Problemlösungen<br />

unterstützen sollen. Als sehr positiv wurden auch integrative Maßnahmen in den<br />

Stadtteilen wie Hausaufgabenbetreuung, Sprachkurse, Kindergartenangebote mit<br />

kombinierten Sprachkursen für die Mütter beschrieben. Hier war die Resonanz groß<br />

und man kam in Kontakt mit den Familien. Auch in diesem Bereich sind viele Maßnahmen<br />

aus Kostengründen gestrichen worden. Positiv sind auch kombinierte Strategien<br />

sozialer Maßnahmen mit städtebaulichen Veränderungen zu beurteilen. Allerdings<br />

werden die Wirkungen begrenzt sein. Ein radikaler Umbau dieser Stadtteile ist –<br />

schon aus finanziellen Gründen – nicht möglich und eine andere Bevölkerungsstruktur<br />

kann nicht erzwungen werden. Somit bleiben die sozialen Umstände und der Lebensstil<br />

der Bewohner äußerst problematische Faktoren. Zwar darf das Bemühen um Integration,<br />

soziale und situative Prävention nicht nachlassen, man wird aber – gerade <strong>vor</strong><br />

dem Hintergrund demographischer gesamtgesellschaftlicher Veränderungen und finanziell<br />

angespannter Haushaltslagen – auch an Grenzen stoßen.

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