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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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PRÄVENTION VON KINDER- UND JUGENDKRIMINALITÄT 261<br />

frontation mit dem aggressiven, gewalttätigen und kriminellem Verhalten ausgelegt<br />

(Weidner, Kilb & Kreft, 1997). Im deutschen Sprachraum sind diese Prinzipien etwa<br />

im Anti-Aggressivitätstraining (AAT) realisiert worden (Heilemann & Fischwasservon-Proeck,<br />

2001). <strong>Das</strong> Training besteht aus unterschiedlichen Phasen, die sich eingangs<br />

mit den biographischen Hintergründen der Personen und ihren Taten, mit der<br />

konfrontativen Auseinandersetzung und mit dem systematischen Aufbau sozial kompetenten<br />

Verhaltens befassen. Zur Konfrontation werden dabei verschiedene Strategien<br />

wie etwa der sogenannte „heiße Stuhl“ genutzt. Dabei muss der Jugendliche sich<br />

<strong>vor</strong> der Gruppe und den Gruppenleitern hinsichtlich seiner aggressiven und kriminellen<br />

Handlungen rechtfertigen, wobei er typischerweise im Gruppenzentrum platziert<br />

wird. Die Ergebnisse dieses und auch anderer Programme sind allerdings gemischt<br />

(vgl. Fröhlich-Gildhoff, 2006). Ein Problem scheint zu sein, dass die in diesem Rahmen<br />

besonders propagierten konfrontativen Elemente im Vergleich zum Kompetenzaufbau<br />

oft deutlich stärker vertreten sind. Damit bekommt jedoch dieser Ansatz de<br />

facto einen überwiegend strafenden Charakter, was für Wirksamkeit des Vorgehens<br />

wenig förderlich ist. <strong>Das</strong> Potential konfrontativer Ansätze besteht <strong>vor</strong> allem in einer<br />

klaren und eindeutigen Vermittlung der Nicht-Akzeptanz von Gewalt als Mittel der<br />

Problemlösung. Ein notwendiger Schritt ist aber auch der Erwerb nicht-krimineller<br />

Verhaltensalternativen. Daher ist <strong>vor</strong> einer unkritischen und gleichsam naiven Anwendung<br />

konfrontativer Techniken allein ohne systematische Elemente der Unterstützung<br />

und des Kompetenzaufbaus zu warnen.<br />

Zusammenfassung. Als individuelle Maßnahmen haben sich strukturierte Interventionen<br />

besonders gut bewährt, die einen systematischen Aufbau von Kompetenzen<br />

verfolgen und auf konkrete soziale Anforderungen und soziale Probleme im Alltag der<br />

Kinder und Jugendlichen bezogen sind. Strafende, allein auf Einhaltung bestimmter<br />

disziplinarischer Regeln ausgerichtete Verfahren ohne Bezug zum sozialen Kontext<br />

und dem Problemverhalten sowie offene, unstrukturierte Formen der Jugendarbeit<br />

scheinen dagegen nicht besonders gut auf die Bedürfnisse und die Lernstile insbesondere<br />

von Risikokindern und –jugendlichen abgestimmt zu sein. Sie sind daher nicht<br />

zur Prävention krimineller Karrieren von Kindern und Jugendlichen geeignet.<br />

2. Eltern- und familienzentrierte Ansätze<br />

Eine zweite Gruppe von Präventionsansätzen zielt auf die Familie als eine wichtige<br />

Sozialisationsinstanz und versucht über systematische Ausbildung, Unterstützung und<br />

Hilfen für Eltern und Familien, das Risiko einer dissozialen Entwicklung von Kindern<br />

und Jugendlichen zu verringern. Als wichtige Präventionsformen sind strukturierte<br />

Elterntrainings sowie familienbezogenen Frühförderprogramme zu unterscheiden.<br />

Elterntrainingsprogramme. Elterntrainingsprogramme zielen auf die komprimierte<br />

Förderung des elterlichen Erziehungsverhaltens und damit auf einen ebenso wichtigen<br />

Risikofaktor für dissoziales Problemverhalten wie soziale Kompetenzdefizite (Beelmann,<br />

2007a; Beelmann & Raabe, 2007). Auch diese Programme werden zumeist im<br />

Gruppenformat angeboten und beinhalten eine strukturierte Abfolge von Trainingssitzungen,<br />

die sich oft mit Übungen zu positiven Erziehungspraktiken (emotionale Unterstützung,<br />

Lob, aber auch kontrollierte Beaufsichtigung), der Vermittlung sozialer<br />

Regeln und dem Umgang mit Problemverhalten der Kinder (z.B. Grenzen setzen)

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