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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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KRIMINALITÄT BEI JUNGEN MIGRANTEN UND PRÄVENTIONSANSÄTZE 165<br />

tung zu durchbrechen. Hatten zunächst Kurse zur Sprachförderung keinen Zuspruch<br />

gefunden und waren regelrecht boykottiert worden, änderte sich dies mit der Zeit. Mit<br />

Hilfe einer russischsprachigen Sozialarbeiterin und verschiedenen Freizeitgruppen, bei<br />

denen darauf geachtet wurde, dass sie möglichst nicht russisch dominiert wurden,<br />

können heute schulische Ausbildung, Arbeit und berufliche Ausbildung als selbstverständliche<br />

Behandlungsangebote angesehen werden, die auch von den Spätaussiedlern<br />

angenommen werden. Bei Problemen mit Gewalt und Verhalten konnte bei einzelnen<br />

Gefangenen auf die Verlegung in den Erwachsenenvollzug ausgewichen werden. Ein<br />

erhebliches Problem stellt der Drogenkonsum dar. Im Einklang mit anderen Untersuchungen<br />

wird beschrieben, dass die Jugendlichen bereits nach kurzer Zeit harte Drogen<br />

(Heroin) konsumieren und entsprechende gesundheitliche Folgen davontragen.<br />

C. Präventionsansätze<br />

1. Projekt Integration jugendlicher Spätaussiedler<br />

In einem Projekt zur Untersuchung der Integration von jugendlichen Spätaussiedlern<br />

im Auftrag des Landespräventionsrates Nordrhein-Westfalen in ostwestfälischen<br />

Kommunen wurden von zwei Forschergruppen besondere Problemlagen in Stadtteilen<br />

mit sehr hohen Aussiedleranteilen und Kriminalitätsproblemen untersucht. In einem<br />

Untersuchungszeitraum von nur einem Jahr (2004 – 2005) lagen die Ziele des Projektes<br />

darin, Daten und Erfahrungswerte als Grundlage für Planungs- und Verlaufsevaluationen<br />

zukünftiger Maßnahmen zu sammeln, die Probleme und Grenzen bisheriger<br />

Maßnahmen zu beleuchten und alternative Konzepte zu erwägen. Es ging explizit<br />

nicht um eine Wirkungsevaluation bereits durchgeführter kriminalpräventiver oder<br />

integrativer Maßnahmen. Die Kieler Gruppe ermittelte durch Interviews mit Spätaussiedler-Familien,<br />

Spätaussiedler-Jugendlichen, Nachbarn sowie durch eine Delphi-<br />

Befragung von Experten über die Angebotsstruktur, Konzeption und Ziele von Integrationsmaßnahmen<br />

die Problemlagen und Risikofaktoren von jungen Spätaussiedlern<br />

und erstellte schließlich Empfehlungen für Integrationsmaßnahmen. 66 Die Bielefelder<br />

Gruppe führte über achtzig qualitative Interviews unter anderem mit Vertretern aus<br />

der Polizei, Bewährungshilfe, Justiz, Schulen, Jugendarbeit, Justizvollzug und Jugendämtern.<br />

67 Auf die vielfältigen Risikofaktoren für die Kriminalitätsbelastung insbesondere<br />

der jungen männlichen Spätaussiedler soll an dieser Stelle nicht tiefer eingegangen<br />

werden. 68 Es zeigten sich die typischen, auch schon in anderen Studien beschriebenen<br />

Probleme mangelnder Integration und insbesondere der Auffälligkeit mit<br />

Kriminalität und Gewalt durch junge männliche Spätaussiedler. 69 Die Stadtteile ließen<br />

sich als soziale Brennpunkte charakterisieren, in denen die Gewalt junger männlicher<br />

Spätaussiedler überrepräsentiert war. Hier kumulieren nicht nur die bekannten kriminogenen<br />

Risikofaktoren und kulturellen Besonderheiten dieser Gruppe junger Männer.<br />

66<br />

Ott/Bliesener 2005; Bliesener/Eilers in Landespräventionsrat Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) 2006.<br />

67<br />

Bals/Hilgartner/Bannenberg 2006.<br />

68<br />

Vgl. auch Bals/Bannenberg ZJJ 2/2007, 180 ff.; Bannenberg/Bals Forum Kriminalprävention 4/2005,<br />

12 ff.<br />

69<br />

Vgl. etwa DJI 2002.

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