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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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DISKUSSION 235<br />

tiver zu machen und eine Bevölkerungsstruktur zu erreichen, die Segregationstendenzen<br />

minimiert. Entgegen diesem Beispiel, seien in den Kommunen aber häufig Tendenzen<br />

zu erkennen, segregierte Areale zu schaffen. Diese kommunalen Bemühungen<br />

stießen zudem auf entsprechende Wünsche der Menschen mit Migrationshintergrund,<br />

unter sich zu bleiben. Dadurch würden Integrationsbemühungen jedoch erheblich erschwert.<br />

Gleichzeitig gelte es aber zu berücksichtigen, dass auch der Begriff des<br />

Migranten für Stigmatisierungen verwendet werde und deshalb stets die politischgesellschaftlichen<br />

Folgen der Verwendung derartiger Stigmatisierungsbegriffe beobachtet<br />

werden müssten. Zudem wurde in der Diskussion festgestellt, dass auch innerhalb<br />

der Gruppe der türkischstämmigen Mitbürger zu unterscheiden sei. So seien Türkeitürken<br />

häufig moderner in ihren Auffassungen und Einstellungen als Deutschtürken,<br />

die an den Entwicklungen der letzten 20 Jahre zuweilen nur mittelbar teilgenommen<br />

haben.<br />

An den Vortrag von Holthusen zur pädagogischen Herausforderung durch straffällige<br />

Jugendliche mit Migrationshintergrund schloss sich zunächst eine Diskussion der<br />

Frage an, was die Schule zur Förderung der Integration junger Migrationen tun könne.<br />

Hier wurde zunächst auf unterschiedliche Gepflogenheiten und Erwartungshaltungen<br />

verwiesen. So sei es in den Herkunftsländern vieler Migranten üblich, dass die Lehrkräfte<br />

die Familien aufsuchten, wenn Schwierigkeiten in der Schule aufträten. In westlichen<br />

Ländern erhielten die Eltern in einem derartigen Fall dagegen oft nur einen<br />

telefonischen Hinweis, aus dem Eltern mit Migrationshintergrund dann oft auf eine<br />

nur geringe Bedeutsamkeit des Problems schließen würden. Derartige Missverständnisse<br />

ließen sich dadurch vermeiden, indem Eltern und Schule mehr zusammenarbeiteten.<br />

Ein entscheidender Faktor sei auch die Sprachförderung insbesondere in den<br />

Spätaussiedlerprojekten. Jugendliche würden häufig aufgrund ihrer Sprachschwierigkeiten<br />

um teilweise zwei Jahrgangsstufen in jüngere Klassen zurückgesetzt. Es bestehe<br />

dann nicht nur ein kultureller Konflikt, sondern auch eine Altersdiskrepanz, die die<br />

Integration zusätzlich erschwere. Hier wäre eine Überlegung, eine Gruppierung der<br />

Teilnehmer an den Sprachkursen nach dem Sprachniveau und nicht nach dem Alter<br />

<strong>vor</strong>zunehmen.<br />

Ergänzend wurde festgestellt, dass die Lage im Bereich der ambulanten Maßnahmen<br />

besonders kritisch sei. <strong>Das</strong> Angebot an ambulanten Integrationsmaßnahmen sei<br />

gering, unter den Zielgruppen kaum bekannt und würde wenig in Anspruch genommen.<br />

Auf die Frage nach funktionierenden Praxismodellen führte Holthusen aus, dass<br />

die Datenlage derzeit teilweise noch unzureichend sei. Angaben über die verschiedenen<br />

Angebote (z.B. soziale Trainingskurse), ihre Träger und Zielgruppen lägen zwar<br />

<strong>vor</strong>, es bestehe aber noch ein erheblicher Forschungsbedarf, unter welchen Umständen<br />

und bei welchen Zielgruppen die verschiedenen Angebote einen Erfolg versprächen.<br />

Weiterhin wurde problematisiert, in wie weit die von den Jugendämtern zur Verfügung<br />

gestellten Informationen zuverlässig und valide seien, bzw. wie Antwortfärbungen<br />

in Richtung erwünschter Antworten durch methodisch versiert eingesetzte Verfahren<br />

kontrolliert werden können.<br />

Problematisch sei zudem die Situation im Bereich der Maßnahmen und Angebote<br />

für straffällige Jugendliche. Die defizitäre Situation setze sich Strafvollzug fort. Dort<br />

gebe es keine speziellen Maßnahmen für Ausländer. Auch die Entlassungs<strong>vor</strong>berei-

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