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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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PRÄVENTION VON KINDER- UND JUGENDKRIMINALITÄT 259<br />

eine durchschnittliche Effektstärke von d = 0.39, was als kleiner bis moderater Effekt<br />

interpretiert werden kann. Bei dieser Erfolgsbilanz gilt es jedoch, verschiedene Einschränkungen<br />

zu berücksichtigen. So zeigt sich beispielsweise, dass die Wirkungen<br />

auf tatsächliches Problemverhalten (Aggression, Gewalt, Kriminalität) typischerweise<br />

geringer ausfallen als die Wirkungen auf spezifische soziale Fertigkeiten (z.B. soziale<br />

Problemlösekompetenzen in hypothetischen Konfliktszenarien), <strong>vor</strong> allem wenn die<br />

Problembelastung wie im Fall von universellen Präventionsstrategien bereits <strong>vor</strong> der<br />

Förderung relativ gering ist. Hinzu kommt, dass nicht alle sozialen Förderstrategien<br />

gleich wirksam sind. Besonders stabile Effekte sind zum Beispiel zu erwarten, wenn<br />

die Programme einen hohen Strukturierungsgrad aufweisen und sowohl konkrete Verhaltensübungen<br />

als auch sozial-kognitive Verarbeitungsmuster systematisch erlernt<br />

und geübt werden (multimodale Programme). Zudem existieren Förderansätze, die<br />

ihre spezifische Wirkung auf aggressives Verhalten noch nachweisen müssen, oder<br />

deren Evaluationsergebnisse nicht durchweg positiv ausfallen, so dass positive Wirkungen<br />

bei sozialen Trainingsprogrammen keineswegs automatisch oder zwangsläufig<br />

auftreten. Dies schmälert jedoch nicht die Einschätzung, dass soziale Trainingsprogramme<br />

insgesamt zu den erfolgreichsten Förderansätzen bei dissozialem Problemverhalten<br />

gehören. Diese Einschätzung deckt sich zudem mit den Erfahrungen aus der<br />

Therapie jugendlicher Straftäter, in der soziale kognitiv-behavioral fundierte Trainingsverfahren<br />

wie etwa das Reasoning & Rehabilitation Program insgesamt recht<br />

positiv abschneiden (Lipsey & Landenberger, 2006). So ermittelten Tong und Farrington<br />

(2006) ermittelten in einer aktuellen meta-analytischen Zusammenfassung von 16<br />

Studien einen Rückgang der Rückfallraten jugendlicher Straftäter um immerhin 14%<br />

im Vergleich zu einer Standardbehandlung und der Unterbringung im Strafvollzug.<br />

Konfliktlöseprogramme. Eine besondere Form des sozialen Trainings stellen Konfliktbewältigungsprogramme<br />

dar, die <strong>vor</strong> allem in den USA propagiert werden (Johnson<br />

& Johnson, 1996; Jones, 2004). Sie werden insbesondere in schulischen Kontexten<br />

angewandt, in denen bestehende interpersonale sowie auch intergruppale Konflikte<br />

(z.B. zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Ethnien) bestehen. Inhaltlich wird dabei<br />

<strong>vor</strong> allem versucht, den konstruktiven Umgang mit persönlichen Provokationen in der<br />

Peer-Gruppe oder Streitigkeiten wie Dispute um Eigentum, Privilegien oder in Beziehungen<br />

zu lernen, in dem respektvolle Kommunikationsstrategien, Perspektivenübernahme<br />

und kooperatives Verhalten eingeübt werden. Neben direkten Instruktionen<br />

werden dabei <strong>vor</strong> allem Möglichkeiten der Peer-Mediation genutzt. Oft sind die Programm-Einheiten<br />

auch Teil umfassenderer Schulpräventionsprogramme (siehe unten).<br />

Die Wirksamkeit derartiger Trainings konnten Gerrad und Lipsey (2007) in einer<br />

jüngst publizierten Meta-Analyse bestätigen. Allerdings war die Wirksamkeit mit<br />

einer mittleren Effektstärke von d = 0.26 bezogen auf Maße für dissoziales Verhalten<br />

(Schulverweise, disziplinarische Strafen, Aggression) auch eher im geringen Bereich.<br />

Als wesentliche Moderatoren des Erfolgs erwiesen sich das Alter der Kinder (höhere<br />

Effekte bei Jugendlichen im Vergleich zu Kindern) sowie ganz besonders die Implementationsgüte<br />

(d.h. die Durchführungsqualität der Programme). Wir werden auf diesen<br />

Aspekt später zurückkommen.<br />

Andere individuelle Präventionsansätze weisen eine pädagogische Grundorientierung<br />

auf und werden <strong>vor</strong>nehmlich bei Risikogruppen oder auch zur Rückfallpräventi-

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