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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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KRIMINALITÄT BEI JUNGEN MIGRANTEN UND PRÄVENTIONSANSÄTZE 171<br />

1. Frühprävention im Kindergarten / Elternarbeit<br />

Notwendig sind Maßnahmen der Sprachförderung, Sprachkurse für Mütter, die durch<br />

Ganztagesbetreuung der Kinder erreicht werden können, Erziehungskurse über gewaltfreie<br />

Erziehung und richtige Erziehungsprinzipien als niedrigschwelliges Angebot.<br />

Der Zugang zu den Familien stellt sich als Problem dar, somit könnte mit Hilfe<br />

von Muttersprachlern und Informationen in der Muttersprache, die besser noch durch<br />

persönliche Ansprache vermittelt werden, ein Angebot übermittelt werden.86<br />

Erfolgversprechend ist ein kombiniertes Eltern- und Kindertraining (EFFEKT) bei<br />

Risikokindern. Evaluiert wurde die Wirksamkeit eines Kindertrainings, eines Elterntrainings<br />

und einer Kombination aus beiden Programmen. Aus einer Stichprobe von<br />

675 Kindergartenkindern und ihren Familien nahmen 227 an einer der drei Trainingsbedingungen<br />

teil, 227 Kinder dienten als äquivalente Kontrollgruppe. Es zeigten sich<br />

kurzzeitige positive Effekte bei Problemen des Sozialverhaltens, der Hyperaktivität<br />

und Unaufmerksamkeit und emotionalen Störungen. Auch wenn die Langzeiteffekte<br />

nicht konsistent waren, zeigten sich langfristig Reduktionen multipler Verhaltensprobleme<br />

in der Schule und geben so Anlass zu <strong>vor</strong>sichtigem Optimismus. 87<br />

Lösel weist darauf hin, dass entwicklungsbezogene Prävention dissozialen Verhaltens<br />

erfolgversprechend ist und <strong>vor</strong> allem dann präventive Wirkungen erwartet werden<br />

können, wenn ein Programm multimodal an verschiedenen Risikofaktoren sowohl<br />

beim Kind als auch an seinem sozialen Umfeld ansetzt, das Konzept theoretisch fundiert,<br />

kognitiv-verhaltensorientiert und gut strukturiert ist, kontrollierte Evaluationen<br />

wiederholt positive Effekte in verschiedenen Kontexten gezeigt haben, die Maßnahmen<br />

sorgfältig implementiert und die Qualität der Durchführung gesichert und auf den<br />

spezifischen Bedarf der wichtigsten Risikogruppen geachtet wird und diese tatsächlich<br />

in größerem Umfang erreicht werden. „In Deutschland und anderen westlichen Ländern<br />

reagiert man in der Politik jedoch <strong>vor</strong> allem auf spektakuläre Einzelfälle und setzt<br />

auf kurzfristige, medienwirksame Aktionen statt auf längerfristig angelegte, empirisch<br />

fundierte Programmentwicklung und Evaluationsforschung… In der Praxis werden<br />

solche Tendenzen verstärkt, indem man unrealistische Erfolgserwartungen weckt oder<br />

Programme ohne Evaluationen „vermarktet werden.“ 88<br />

2. Eindämmung häuslicher Gewalt<br />

Häusliche Gewalt ist ein erheblicher Risikofaktor. Neben Information und Aufklärung<br />

über das Rechtssystem und das Gewaltverbot ist Gewaltprävention durch Netzwerkbildung<br />

mit strikten Reaktionen auf Misshandlungen und häusliche Gewalt durch Kindergärten<br />

und Schulen sowie Strafverfolgung mit sozialen Interventionsnetzwerken<br />

86<br />

Strätz/Militzer KiTa spezial 4/2003, 20 ff.; www.projekt-fruehstart.de, Bericht über 36 Kindergärten<br />

in 10 hessischen Städten; Toprak in Aktion Jugendschutz (Hrsg.) 2004; Thiessen DJI 2008.<br />

87<br />

Lösel/Beelmann/Stemmler/Jaursch, Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie 35 (2),<br />

2006, 127 ff. Die „Sleeper“-Effekte, also erworbene Sozialkompetenzen, die sich erst später auswirken,<br />

sind noch relativ unerforscht, klingen aber in Projekten mit Langzeitwirkung wie dem Perry-<br />

Preschool-Projekt an, vgl. Eisner/Ribeaud/Jünger/Meidert 2007, 224; www.highscope.org/Research/<br />

PerryProject/perry-main.html.<br />

88<br />

Lösel 2008, 21.

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