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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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156<br />

BRITTA BANNENBERG<br />

Problembewusstsein 7 setzen und <strong>vor</strong> Parallelgesellschaften warnen. Die Frage nach<br />

„Ausländerkriminalität“ oder Zusammenhängen zwischen Zuwanderung und Kriminalität<br />

stellen sich damit von Eisner richtig beschrieben als ein „politisches und ideologisches<br />

Minenfeld“ dar. 8<br />

Mit einem sachlicheren Blick auf die Problematik kristallisiert sich aber bei aller<br />

Rhetorik und beim Streit um Begriffe die Kriminalität und Gewalt durch junge männliche<br />

Migranten als Problemfeld heraus. 9 Damit verbunden sind zudem regionale Unterschiede,<br />

eine Häufung sozialer Risiken und Stadtteilprobleme. All dies beleuchtet<br />

die misslungene und schwierige Integration eines Teils der Migranten der zweiten und<br />

dritten Generation sowie der nicht zu den Ausländern zählenden jungen männlichen<br />

Spätaussiedler. 10 Auch die Gewalt gegen Mädchen und Frauen in ausländischen und<br />

<strong>vor</strong>nehmlich muslimischen Familien dringt zunehmend in das Bewusstsein, was auf<br />

höhere Raten häuslicher Gewalt und traditionell überkommene Lebensformen hinweist,<br />

die in modernen Gesellschaften zunehmend auf Ablehnung stoßen. 11<br />

Die Fragen der Zusammenhänge zwischen Migration und Kriminalität sind nicht<br />

nur wegen der Gefahr der Ideologisierung schwer zu beantworten. Statistiken werfen<br />

bereits bei Begriff und Charakterisierung der Migranten Probleme auf: Handelt es sich<br />

um Ausländer, Nichtdeutsche, Zugewanderte, Eingewanderte, Migranten? 12 Der Periodische<br />

Sicherheitsbericht fasst unter den Oberbegriff Zuwanderer in Deutschland<br />

lebende Ausländer (Ende 2006 waren dies 6,75 Millionen Personen), (Spät-) Aussiedler<br />

und deren Angehörige (zwischen 1990 bis Ende 2005 2,48 Millionen), die die<br />

deutsche Staatsangehörigkeit gemäß Art. 116 GG aufweisen sowie Personen, die nicht<br />

Deutsche sind, deren Zahl aber nicht zu bestimmen ist: U.a. Touristen, Durchreisende,<br />

Studenten, Ausländer mit und ohne Aufenthaltsberechtigung und andere. 13 Durch<br />

Einbürgerung werden Menschen mit Migrationshintergrund zu deutschen Staatsangehörigen.<br />

Die genauen Zahlen sind nicht bekannt. Aus dem Mikrozensus 2005 geht<br />

her<strong>vor</strong>, dass in Deutschland etwa 15,3 Millionen Menschen einen Migrationshintergrund<br />

aufweisen. <strong>Das</strong> Bundesamt für Migration weist darauf hin, dass 2/3 der Ausländer<br />

seit über 8 Jahren in Deutschland leben, die größte Nationalitätengruppe sind<br />

Türken mit 26 %. Seit 1950 sind über 4,5 Millionen Aussiedler und Spätaussiedler<br />

(nach 1993) nach Deutschland eingereist. Der Höchststand lag 1990 bei einer Zuwanderung<br />

von fast 400.000 Aussiedlern. Als Problem werden <strong>vor</strong> allem die Spätaussied-<br />

7<br />

Schwind 2009, § 23 Rn. 39; zum Gesamtproblem §§ 23 – 25.<br />

8<br />

Eisner NK 1998/4, 11.<br />

9<br />

Wahl/Hees 2009, 17 ff.; BMI/BMJ (Hrsg.) 2. PSB 2006, 408 ff., 427; Köhnken/Forschungsgruppe in<br />

Ostendorf (Hrsg.) 2007, 84, 89; Bannenberg/Bals 2006 (Empfehlungen); Bannenberg 2003 (Gutachten).<br />

10<br />

Albrecht, in Jehle (Hrsg.) 2001, 195 ff.; Vogelgesang 2008; Eisner/Ribeaud/Bittel 2006; Eisner/Ribeaud/Locher<br />

2008; Luff 2000; Reich 2005; Weitekamp/Reich/Bott, neue praxis 1/2002, 33 ff.<br />

11<br />

BKA (Hrsg.) Bund-Länder-Abfrage „Ehrenmorde in Deutschland“ 2006; Baumeister 2007; Schwind<br />

2009, § 24 zu Extremismus und islamistischem Terrorismus als weiteren unerforschten Problemen.<br />

12<br />

Wahl/Hees 2009, 16 ff.<br />

13 BMI/BMJ (Hrsg.) 2. PSB 2006, 408 ff.

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