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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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KRIMINALITÄT BEI JUNGEN MIGRANTEN UND PRÄVENTIONSANSÄTZE 175<br />

Andere kommunale Integrationsprojekte im Auftrag der Landesstiftung Baden-<br />

Württemberg wurden mit einem Konzept evaluiert, das eher als erster Schritt in Richtung<br />

künftiger kritischer Selbsteinschätzung zu werten ist. 99 Es liegen damit keine<br />

methodisch anspruchsvollen Wirkungsüberprüfungen <strong>vor</strong>. Unabhängig von den methodischen<br />

Fragen geben aber sowohl die untersuchten Projekte wie auch der Evaluationsbericht<br />

einen Eindruck von den aus kriminologischer Sicht grundsätzlich erfolgversprechenden<br />

Aktivitäten. Im Jahr 2001 hat die Landesstiftung Baden-Württemberg<br />

das Programm „Integration von Ausländern, interkultureller Dialog“ zur Verbesserung<br />

der Integration von Ausländern in Städten mit besonders hohem Ausländeranteil aufgelegt.<br />

14 Projekte wurden gefördert, 10 evaluiert. Die Projekte spiegeln sowohl die<br />

Förderschwerpunkte der Integrationsmaßnahmen wider wie auch die hier gegebenen<br />

grundsätzlichen Empfehlungen: Qualifizierung von Jugendlichen im Stadtteil, Sprache<br />

und Bildung für Kinder und Jugendliche, für Erwachsene und für Eltern; kultureller<br />

und religiöser Austausch mit der Aufnahmegesellschaft. 100 Die Projekte sind der Kategorie<br />

sozialer Prävention zuzuordnen, deren mittelbare Effekte auch in einer Kriminalitätsreduktion<br />

liegen können. Durch die Art der Evaluation konnte zwar nur ein<br />

kleiner Einblick in die Projekte, ihre Ziele und die Konsequenzen gewonnen werden,<br />

dieser war gleichwohl interessant und sollte in künftigen Konzeptionen bedacht werden:<br />

Beklagt wurden Zeit- und Finanzierungsmangel, um integrative Ziele und grundsätzliche<br />

Fertigkeiten wie Sprache, zu erwerben. Im Detail kristallisierte sich aber<br />

etwa heraus, dass einzelne Personen aus der Migrantengruppe eine Art Türöffnerfunktion<br />

zur deutschen Gesellschaft haben und Vorbild sind. Männliche Personen seien<br />

weniger leicht zu finden. Ethnisch homogene Gruppen wurden als Problem dargestellt,<br />

weil auch im Austausch der verschiedenen Migrantengruppen Vorurteile, Probleme<br />

und fehlende Anerkennung <strong>vor</strong>handen sind. Eine „Schlüsselfunktion“ scheint den<br />

Schulen zuzukommen: Nehmen sie aktiv die Rolle als Mittler und Sozialisationsinstanz<br />

wahr, haben sie für die Integration eine überragende Bedeutung, verweigern sie<br />

sich, wird dies als negativ beklagt. 101<br />

In den im Projekt Integration jugendlicher Spätaussiedler 102 im Auftrag des Landespräventionsrates<br />

Nordrhein-Westfalen untersuchten Stadtteilen konnten präventive<br />

Strategien nicht festgestellt werden. Man war von dem Zuzug der letzten Welle der<br />

Spätaussiedler etwa 1993 und 1994 und den sich daraufhin abzeichnenden Ghettobildungen<br />

überrascht. In allen untersuchten Stadtteilen waren ab etwa 1995 oder später<br />

gewalttätige Auseinandersetzungen und als negativ und störend empfundenes Freizeitverhalten<br />

Anlass für Strafanzeigen und polizeiliches Einschreiten. In der Folge<br />

kam es zu verschiedenen Bemühungen, in den Stadtteilen wieder Ruhe zu schaffen<br />

und die kriminellen Handlungen einzudämmen. Diese stellen sich in der Rückschau<br />

betrachtet als vielfältige soziale Maßnahmen dar, die man ausprobiert, aber nicht nach<br />

einer fundierten Strategie umgesetzt oder gar auf die Wirkung hin untersucht hat. Somit<br />

fehlt es an einer Wirkungsüberprüfung nach wissenschaftlichen Kriterien. Zwar<br />

99<br />

Held/Bibouche/Schork/Dirr, in Landesstiftung Baden-Württemberg (Hrsg.) 2007.<br />

100<br />

Held/Bibouche/Schork/Dirr, in Landesstiftung Baden-Württemberg (Hrsg.) 2007, 23 ff.<br />

101<br />

Held/Bibouche/Schork/Dirr, in Landesstiftung Baden-Württemberg (Hrsg.) 2007, 103.<br />

102 Siehe oben.

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