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Das Jugendkriminalrecht vor neuen Herausforderungen?

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NEUE PUNITIVITÄT IN DER JUGENDKRIMINALPOLITIK? 17<br />

werden, dass die geschilderte Entwicklung nichts an der international bekannten agecrime-Kurve<br />

geändert hat, welche die Episodenhaftigkeit der Jugenddelinquenz nachweist;<br />

denn die Erwachsenenkriminalität ist über Jahrzehnte nach der polizeilichen<br />

Kriminalstatistik im Wesentlichen konstant geblieben, was nicht der Fall wäre, wenn<br />

die höhere Jugenddelinquenz nachhaltige Kriminalität auch im Erwachsenenalter zur<br />

Folge hätte. Die im Vergleich zu früheren Jahrzehnten höhere Kriminalitätsbelastung<br />

indiziert also, dass Reifungskrisen in den modernen Industrie- und Informationsgesellschaften<br />

schwieriger zu bewältigen sind als früher.<br />

E. Anstieg der Gewaltkriminalität junger Menschen im<br />

Hellfeld<br />

Besondere Beachtung findet in der Öffentlichkeit die Gewaltkriminalität der Jugendlichen<br />

und Heranwachsenden, die in Deutschland wie in nahezu allen europäischen<br />

Ländern seit Anfang der neunziger Jahre nach der polizeilichen Kriminalstatistik kontinuierlich<br />

gestiegen ist. Obwohl die Gewaltkriminalität nur knapp 3 % der Gesamtkriminalität<br />

ausmacht und die Tötungsdelikte von Jugendlichen und Heranwachsenden<br />

seit vielen Jahren zurückgehen, berühren die übrigen Gewaltdelikte doch das Sicherheitsgefühl<br />

der Bevölkerung am stärksten. Dominiert wird diese Zunahme von der<br />

gefährlichen Körperverletzung, während Raubdelikte seit 1997 – wenn auch auf hohem<br />

Niveau – etwas zurückgegangen sind. Angestiegen sind seit Mitte der 90er Jahre<br />

auch Vergewaltigung und sexuelle Nötigung.<br />

Die verbreitete Erklärung, der Anstieg sei durch erhöhte Anzeigebereitschaft zu erklären,<br />

leuchtet für Vergewaltigung und sexuelle Nötigung ohne weiteres ein, da hier<br />

in den letzten Jahren große Anstrengungen bei Polizei und Justiz unternommen worden<br />

sind, um die betroffenen Opfer im Strafverfahren rücksichtsvoll und fair zu behandeln.<br />

Bei gefährlicher Körperverletzung sind die Veränderungen nicht so ausgeprägt,<br />

jedoch geht auch hier die überwiegende Meinung in der Literatur, der sich der<br />

2. PBS angeschlossen hat, 19 davon aus, dass Täter- und Opferbefragungen zum Dunkelfeld<br />

der Kriminalität in den letzten Jahren eher einen Rückgang auch im Bereich<br />

der gefährlichen Körperverletzung vermuten lassen, 20 ebenso im Bereich der einfachen<br />

Körperverletzung, die in der BKA-Statistik nicht zur Gewaltkriminalität gerechnet<br />

wird.<br />

Ganz gesichert erscheint dieser Befund aus mehreren regionalen Studien 21 nicht;<br />

denn den Dunkelfeldstudien liegen überwiegend Befragungen bei 15- oder 16-jährigen<br />

Schülern zugrunde, nicht bei allen Jugendlichen und Heranwachsenden. Gerade im<br />

Umfeld der Schule haben sich aber in den letzten Jahren bei der Gewaltprävention<br />

beträchtliche Verbesserungen ergeben, wie auch die Meldungen von sog. Raufunfällen<br />

19<br />

2. PSB 2006, 398.<br />

20<br />

Heinz 2008, 28; Dünkel 2004,5; 2. PSB 2006, 393 ff., 398.<br />

21<br />

Diese Einschränkung macht auch der 2. PSB 2006, 390, 398

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