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Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

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100 Kapitel 5<br />

Sofern ein Schlussfolgerer sich in der Sourcedomäne besser auskennt <strong>als</strong> in der<br />

Targetdomäne, kann er dann sein <strong>Wissen</strong> über Zusammenhänge in der Sourcedomäne<br />

nutzen, um Hypothesen (candidate inferences) über Zusammenhänge in der Targetdomäne<br />

zu entwickeln. In zahlreichen empirischen Arbeiten zeigen Gentner <strong>und</strong> Kollegen die<br />

Effektivität eines solchen so genannten analogen Transfers, nicht nur bei<br />

<strong>Wissen</strong>schaftlern, wie Kepler, sondern auch <strong>und</strong> vor allem bei lernenden Kindern, auf (z.B.<br />

Donnelly & McDaniel, 1993; Gentner, 1988; Gentner, Loewenstein, & Thomson, 2003;<br />

Gentner & Wolff, 2000). Die wichtigste Voraussetzung für analogen Transfer ist, dass das<br />

<strong>Wissen</strong> in der Targetdomäne in relationaler Form, <strong>als</strong>o <strong>als</strong> Schema oder <strong>Wissen</strong>snetz, im<br />

Gedächtnis verfügbar ist, denn auf einander gemappt werden immer nur Systeme von<br />

Relationen, nie isolierte Elemente. Eine weitere Voraussetzung ist, dass das <strong>Wissen</strong><br />

explizit verfügbar ist, da beispielsweise die Überprüfung von candidate inferences nur<br />

bewusst <strong>und</strong> reflektiert gelingen kann. Analoger Transfer im Sinne des structure mappings<br />

ist <strong>als</strong>o nur mit konzeptuellem, nicht jedoch mit prozeduralem <strong>Wissen</strong> möglich (vgl.<br />

Holyoak, 2005).<br />

Natürlich sind Analogieschlüsse nicht die einzige Möglichkeit, konzeptuelles <strong>Wissen</strong><br />

zwischen Aufgabentypen oder Domänen zu transferieren. Das Beispiel der<br />

Analogieschlüsse lässt jedoch gut erkennen, was auch auf andere Arten von Transfer<br />

zutrifft: <strong>Konzeptuelles</strong> <strong>Wissen</strong> ist deswegen flexibler übertragbar <strong>als</strong> <strong>prozedurales</strong>, weil es<br />

relational <strong>und</strong> explizit repräsentiert wird. So ist es für bewusste Schlussfolgerungs- <strong>und</strong><br />

Transformationsprozesse gut verfügbar, kann auch auf der verbalen Ebene verarbeitet <strong>und</strong><br />

durch seine relationale Einbettung kontextsensitiv interpretiert werden.<br />

Dass besonders der relationale Charakter von <strong>Wissen</strong> seine Transferfähigkeit fördert,<br />

zeigen verschiedene Arbeiten, die in Interventionen <strong>Wissen</strong> um abstrakte Relationen<br />

zwischen <strong>Wissen</strong>seinheiten vermitteln. So wurde gezeigt, dass eine relationale Sprache<br />

flexibles relationales Denken <strong>und</strong> Problemlösen fördert (z.B. Gentner & Loewenstein,<br />

2002; Rattermann & Gentner, 1998) <strong>und</strong> dass Diagramme, die die abstrakte relationale<br />

Struktur von Problemen veranschaulichen, bei geeignetem Einsatz transferförderlich sind<br />

(z.B. Felbrich, 2005; Hardy, Schneider, Jonen, Stern, & Möller, zur Publikation<br />

angenommen; Novick & Hmelo, 1994; Stern, Aprea, & Ebner, 2003).<br />

Novick <strong>und</strong> Hmelo (1994) sprechen dabei zwar von prozeduralem Transfer, weil es<br />

um die Übertragung von Problemlösewissen geht. Ihr Artikel lässt jedoch erkennen, dass<br />

das, was ihrer Auffassung nach transferiert wird, ein konzeptuelles Verständnis der<br />

abstrakten Problemstruktur ist <strong>und</strong> somit konzeptuelles <strong>Wissen</strong> darstellt. Dies verdeutlicht

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