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Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

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56 Kapitel 4<br />

über die unterschiedlichen Transferfähigkeiten der <strong>Wissen</strong>sarten das Resultat empirischer<br />

Forschung <strong>und</strong> nicht a priori festgelegt sein. Empirische Bef<strong>und</strong>e aus der Forschung zu<br />

prozeduralem Transfer (z.B. Novick, 1995, vgl. auch Abschnitt 4.3) belegen, dass Rittle-<br />

Johnsons Annahme, dass <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> immer an Routineprobleme geb<strong>und</strong>en ist,<br />

zumindest in dieser Generalität nicht richtig ist, so dass weitere empirische Forschung zu<br />

dieser Frage angebracht wäre.<br />

Um der empirischen Forschung nicht vorzugreifen soll an dieser Stelle auf eine<br />

Entscheidung für eines der fünf zitierten Definitionspaare oder die Aufstellung eigener<br />

Definitionen verzichtet werden. Stattdessen werden in den folgen Unterkapiteln die<br />

<strong>Wissen</strong>sarten noch genauer inhaltlich beschrieben. In den Unterkapiteln 4.3 <strong>und</strong> 4.4<br />

werden Argumente für <strong>und</strong> wider die Unterscheidung von konzeptuellem <strong>und</strong><br />

prozeduralem <strong>Wissen</strong> diskutiert, Unterkapitel 4.5 gibt einen Review der vorliegenden<br />

Erkenntnisse über die mentalen Repräsentationsformen der <strong>Wissen</strong>sarten <strong>und</strong> in<br />

Unterkapitel 4.6 wird das hier schon angerissene Thema der typischen<br />

Operationalisierungen beider <strong>Wissen</strong>sarten vertieft.<br />

4.3 Gründe gegen die Unterscheidung<br />

4.3.1 Kritik aus Sicht des Ansatzes der Situierten Kognition<br />

Die Unterscheidung von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> ist –wie<br />

Unterscheidungen zwischen <strong>Wissen</strong>sarten generell – keinesfalls unumstritten. Die<br />

schärfsten Kritiker bestreiten aus der Perspektive der situated cognition beziehungsweise<br />

der situated action, dass die Postulierung mentaler <strong>Wissen</strong>srepräsentationen jeglicher Art<br />

sinnvoll ist. Die kognitive <strong>und</strong> die situierte Position beschreiben Cobb <strong>und</strong> Bowers so: „In<br />

the case of the cognitive perspective, a central organizing metaphor is that of knowledge as<br />

an entity that is acquired in one task setting and conveyed to other task settings. In contrast,<br />

a primary metaphor of the situated learning perspective is that of knowing as an activity<br />

that is situated with regard to an individual’s position in the world of social affairs“ (Cobb<br />

& Bowers, 1999, S. 5). Versteht man unter <strong>Wissen</strong> kognitive Entitäten, so erscheint es<br />

plausibel, diese Entitäten nach ähnlichen Eigenschaften in Kategorien, beispielsweise in<br />

konzeptuelle <strong>und</strong> prozedurale, einzuteilen. Versteht man unter <strong>Wissen</strong> hingegen eine<br />

situationsgeb<strong>und</strong>ene Aktivität, so erscheint die Annahme von <strong>Wissen</strong>sarten deutlich<br />

weniger sinnvoll, denn: Im konkreten situationsbezogenen Verhalten zeigen sich die<br />

<strong>Wissen</strong>sarten, falls es sie überhaupt gibt, immer nur ineinander verwoben <strong>und</strong> nie isoliert<br />

(Clancey, 1993; Greeno, 1997; Greeno, 1998; Säljö, 1999).

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