Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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234 Kapitel 11<br />
den anderen klar überlegen. Die bestehenden Theorien miteinander zu vergleichen ist<br />
offensichtlich ausgesprochen schwierig. Insbesondere ist die experimentelle Überprüfung<br />
der Kausalhypothesen problematisch, weil nicht klar ist, wie die <strong>Wissen</strong>sarten gezielt <strong>und</strong><br />
unabhängig voneinander vermittelt werden können, was zur Treatmenterteilung notwendig<br />
ist.<br />
Für die zukünftige Forschung stellt sich daher die Aufgabe, Treatments zu finden, die<br />
einzelne <strong>Wissen</strong>sarten gezielt beeinflussen können. Solche Treatments würden einerseits<br />
belegen, dass es unterschiedliche <strong>Wissen</strong>sarten gibt, <strong>und</strong> andererseits eine zielgerichtete<br />
Gestaltung von Lernumgebungen zur <strong>Wissen</strong>svermittlung ermöglichen. Vor allem stellen<br />
solche Treatments aber die Voraussetzung dafür dar, dass die Kausalrelationen zwischen<br />
den <strong>Wissen</strong>sarten in Experimenten überprüft werden können. Studie 2, die von ihrem<br />
Design her sehr valide Bef<strong>und</strong>e über die Kausalrelationen hätte erbringen können, war<br />
deswegen nicht erfolgreich, weil die Vermittlung der <strong>Wissen</strong>sarten in der ersten Lernphase<br />
nur unzureichend gelang. Sobald das Problem der einzelnen Vermittlung der <strong>Wissen</strong>sarten<br />
gelöst ist, sollten die Kausalrelationen leicht zu untersuchen sein.<br />
Die Ambiguität der bisher vorliegenden Bef<strong>und</strong>e zu Interrelationen der <strong>Wissen</strong>sarten<br />
verdeutlicht, warum die Debatten um die Unterscheidbarkeit <strong>und</strong> um die relative<br />
Wichtigkeit von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong>, um ihre Erwerbsreihenfolge<br />
<strong>und</strong> um ihre kausalen Interrelationen so lange andauerten <strong>und</strong> teilweise noch immer<br />
unentschieden sind.<br />
Spekulative Anteile von Lerntheorien<br />
Dass die bisherigen Bef<strong>und</strong>e keine eindeutigen Schlüsse über die Relationen zwischen<br />
konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> zulassen, muss nicht unbedingt ein<br />
gr<strong>und</strong>sätzliches, unüberwindbares Problem darstellen, sondern könnte einfach den<br />
aktuellen Stand der Forschung widerspiegeln.<br />
Die Diskrepanz zwischen der Detailliertheit der Theorien <strong>und</strong> der Uneindeutigkeit der<br />
Bef<strong>und</strong>e kann sogar <strong>als</strong> Motor wirken, der wichtige Impulse für die weitere Forschung<br />
gibt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Theorien so formuliert werden, dass sie<br />
prinzipiell empirisch überprüfbar sind.<br />
Das ist oft nur teilweise der Fall. Zwei Beispiele wurden in Kapitel 5 besprochen.<br />
Wenn Karmiloff-Smith verschiedene Ebenen expliziten <strong>Wissen</strong>s postuliert, die sich<br />
angeblich in der Explizitheit der Repräsentation, der Bewusstseinsfähigkeit <strong>und</strong> der<br />
Verbalisierbarkeit des <strong>Wissen</strong>s unterscheiden, so ist schwer zu sehen, wie sie empirisch<br />
untersuchbar sein können, da explizites <strong>Wissen</strong> doch stets über sprachliche Aufgaben