Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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Studie 1: Interrelationen der <strong>Wissen</strong>sarten 187<br />
aufgabenübergreifender <strong>und</strong> in diesem Sinne abstrakter <strong>Wissen</strong>srepräsentationen sinnvoll<br />
ist (vgl. Abschnitt 4.3.1). Die hier vorgelegten Bef<strong>und</strong>e zeigen jedoch, dass das Gegenteil<br />
der Fall ist. Obwohl inhaltliche Aufgabenanforderungen (Erklären, Vergleichen,<br />
Transformieren, Bewerten usw.), grafische Oberflächen (Zahlenstrahle, Tortendiagramme,<br />
Schrift, Zahlen) <strong>und</strong> Antwortformate (multiple choice, halb offen <strong>und</strong> offen) der<br />
Implementierungen aller acht Maße sich substanziell voneinander unterscheiden, klären die<br />
<strong>latente</strong>n <strong>Wissen</strong>sfaktoren statistisch signifikante <strong>und</strong> praktisch bedeutsame Varianzanteile<br />
der acht Maße auf. Dies ist ein wichtiger Bef<strong>und</strong>, der ohne die Annahme mindestens einer<br />
Form von abstrakter <strong>Wissen</strong>srepräsentation nicht erklärt werden kann. Er wird zusätzlich<br />
dadurch gestützt, dass die Kinder in der Intervention lediglich Routineaufgaben (ergänzt<br />
durch aufgabenbezogene Selbsterklärungen) übten, sich jedoch auch auf allen vier Arten<br />
von Transferaufgaben signifikant verbesserten. Aufgr<strong>und</strong> des Fehlens einer Kontrollgruppe<br />
ist dieser Bef<strong>und</strong> zwar weniger valide, da es sich rein theoretisch auch um<br />
interventionsunabhängige Retesteffekte handeln könnte. Jedoch wurde gef<strong>und</strong>en, dass die<br />
Zuwächse der Lösungsraten bei den Routineaufgaben erheblich größer sind <strong>als</strong> bei den<br />
Transferaufgaben. Dies kann leicht durch kausale Effekte der Intervention, jedoch nur<br />
schwer durch reine Retesteffekte erklärt werden.<br />
Divergente Validitäten<br />
Dass eine optimale Messung der <strong>Wissen</strong>sarten trotz guter konvergenter Validitäten nicht<br />
möglich ist, liegt an den suboptimalen divergenten Validitäten der <strong>Wissen</strong>smaße. Diese<br />
zeigen sich zum einen darin, dass für alle drei Messzeitpunkte das jeweilige<br />
Zweifaktormodell trotz weniger sparsamer Modellannahmen nicht signifikant besser an die<br />
Daten angepasst ist <strong>als</strong> das jeweilige Einfaktormodell. Zum anderen zeigen sich die<br />
niedrigen divergenten Validitäten in den ausgesprochen hohen Faktorinterkorrelationen,<br />
die je nach Messzeitpunkt <strong>und</strong> Berechnungsart zwischen ,83 <strong>und</strong> ,99 liegen. Diese<br />
Korrelationen sprechen zwar für die Sauberkeit von Design <strong>und</strong> Durchführung, weil sie<br />
nur bei extrem hoher Reliabilität der Faktorwerte auftreten können. Sie zeigen jedoch auch,<br />
dass es nur bedingt gelungen ist, zwei teilweise voneinander unabhängige <strong>Wissen</strong>sarten zu<br />
operationalisieren.<br />
Die vier Maße konzeptuellen <strong>Wissen</strong>s stellen Transferaufgaben dar. Keine von ihnen<br />
war Teil der Intervention. Keine erfordert die Verortung eines Dezimalbruchs auf einem<br />
Zahlenstrahl. Alle vier basieren auf durchschnittlichen Lösungsraten. Die Maße<br />
prozeduralen <strong>Wissen</strong>s wurden alle mittels Routineaufgaben erhoben, die Teil der<br />
Intervention waren <strong>und</strong> die Verortung von Dezimalbrüchen auf dem Zahlenstrahl