Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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Erwerb <strong>und</strong> Abruf konzeptuellen <strong>und</strong> prozeduralen <strong>Wissen</strong>s 97<br />
die zugehörige deklarative Information nicht in das deklarative Langzeitgedächtnis<br />
übergeht <strong>und</strong> aus dem Arbeitsgedächtnis direkt wieder vergessen wird.<br />
Weitere Erwerbsprozesse für <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> postuliert Sieglers strategy change<br />
model (Shrager & Siegler, 1998). Es basiert auf der Annahme von konnektionistischer<br />
Verbindungen zwischen Problemtypen <strong>und</strong> Lösungen. Durch trial-and-error learning<br />
werden diese sukzessive optimiert. Dadurch lassen sich zwar Entscheidungen zuwischen<br />
bekannten Strategien erklären, nicht jedoch die Neuentdeckung von Strategien. Sie<br />
basieren dem Modell zufolge auf zusätzlichen metakognitiven Prozessen, die dem Lerner<br />
helfen, Lösungswege zu beobachten, zu bewerten <strong>und</strong> zu vergleichen. Sieglers Modell<br />
fokussiert allerdings ganz auf Strategien. Diese definiert er <strong>als</strong> Untertyp prozeduralen<br />
<strong>Wissen</strong>s. Über die Rolle anderer <strong>Wissen</strong>sarten er macht keine Aussagen.<br />
5.4.2 Umsetzung der <strong>Wissen</strong>sarten ineinander<br />
Umsetzung von konzeptuellem in <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong><br />
Trotz der eben erläuterten Möglichkeiten <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> relativ unabhängig von<br />
deklarativem zu erwerben konstatiert Johnson (2003) in einem Überblicksartikel: „It is<br />
probably not to daring to say that all major models of skill acquisition, just as the<br />
acquisition of skill, itself, begin with declarative memory“ (S. 499). Die Umsetzung<br />
konzeptuellen <strong>Wissen</strong>s in <strong>prozedurales</strong> ist entsprechend ein gut untersuchter Mechanismus.<br />
Die ACT-Theorie sieht, wie schon beschrieben, zwei Mechanismen vor, über die<br />
deklaratives <strong>Wissen</strong> zu einem Zuwachs an prozeduralem führen kann: Im Zuge der<br />
production specialization werden die Slots von Prozeduren mit aus dem deklarativen<br />
<strong>Wissen</strong> abgeleiteten permanenten Werten belegt. Im Verlaufe des production chunking<br />
werden Produktionen, die auf Basis deklarativer Handlungsinstruktionen häufig<br />
hintereinander ausgeführt wurden, zu einer Gesamtproduktion verschmolzen.<br />
Auch in der Literatur zu konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> wurden einige<br />
mögliche Mechanismen vorgeschlagen. Rochel Gelman geht davon aus, dass Konzepte in<br />
Form von constraints die Auswahl von Prozeduren leiten, indem sie dem Lerner helfen,<br />
Prozeduren zu verstehen, zu bewerten <strong>und</strong> daher situationsangemessen auszuwählen (siehe<br />
Seite 17ff). Rittle-Johnson et al. (2001) äußern sich ähnlich. Blöte, Van der Burg <strong>und</strong> Klein<br />
(2001) ergänzen, dass die logische Folge von konzeptuellem <strong>Wissen</strong> eine erhöhte<br />
prozedurale Flexibilität ist. Wer <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> allein besitzt, sollte stets dieselben<br />
Routineprozeduren verwenden, wer konzeptuelles <strong>Wissen</strong> besitzt, sollte in der Lage sein,<br />
(a) neue Prozeduren zu konstruieren, falls notwendig, <strong>und</strong> (b) zwischen alternativen<br />
Prozeduren flexibel <strong>und</strong> adaptiv zu wählen. Außerdem vermuten Blöte <strong>und</strong> Kollegen, dass