Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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Studie 1: Interrelationen der <strong>Wissen</strong>sarten 161<br />
größer wurde. Wie können beide Maße trotzdem zu allen drei Messzeitpunkten positiv<br />
korreliert sein (die Korrelationen betragen r1 = ,04, r2 = ,30 <strong>und</strong> r3 = ,26)?<br />
Die Beobachtungen der Versuchsleiter ergaben, dass die Studienteilnehmer stets<br />
bemüht waren sich an die Instruktionen zu halten. Die Instruktion für das Maß<br />
Problemlösedauer lautet: „Jetzt siehst Du einen Dezimalbruch <strong>und</strong> einen Zahlenstrahl.<br />
Deine Aufgabe lautet: ‚Klicke auf die Stelle des Zahlenstrahls, die zu dem Dezimalbruch<br />
gehört. Bearbeite die Aufgabe so schnell wie möglich. Mache dabei keine Pausen.’ Hier ist<br />
es <strong>als</strong>o wichtig, dass Du die Aufgaben richtig, aber auch schnell löst.“ Kinder, die einzelne<br />
Aufgaben nicht lösen konnten, waren bemüht, wenigstens den Teil der Instruktion, der sie<br />
zu zügigem Arbeiten aufforderte, zu befolgen. Sie klickten dann einfach möglichst schnell<br />
auf eine beliebige Stelle des Zahlenstrahls, um sofort mit der nächsten Aufgabe<br />
fortzufahren. Das geschah bei Kindern mit wenig prozeduralem <strong>Wissen</strong> häufiger <strong>als</strong> bei<br />
Kindern mit viel prozeduralem <strong>Wissen</strong>. Letztere konnten viele Lösungen herleiten <strong>und</strong><br />
hatten daher auch viele Lösungen akkurat einzugeben, was sie Zeit kostete.<br />
Das erklärt, warum die Kinder über die Messzeitpunkte hinweg immer kürzere<br />
Lösungsdauern aufweisen: Wer die Aufgaben korrekt löste, wurde dabei immer schneller<br />
<strong>und</strong> wer sich mangels <strong>Wissen</strong> einfach durchklickte, wurde dabei auch immer schneller.<br />
Diese Geschwindigkeitszuwächse sind anscheinend so stark, dass sie die<br />
Lösungsdauerzuwächse aufgr<strong>und</strong> der <strong>Wissen</strong>szuwächse über die Messzeitpunkte hinweg<br />
verdecken.<br />
Trotz der sinkenden Gesamtlösungsdauer können nach dieser Erklärung an allen drei<br />
Messzeitpunkten <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> <strong>und</strong> Problemlösedauer positiv korreliert sein.<br />
Die Erklärung ist natürlich eine Interpretation der Resultate <strong>und</strong> nicht selbst ein<br />
empirisches Resultat. Die Interpretation wird hier im Ergebnisteil schon dargelegt, da es<br />
wichtig ist, die konvergenten <strong>und</strong> die divergenten Validitäten der Maße vollständig geklärt<br />
zu haben, bevor das Regressionsmodell analysiert wird. Die teilweise Vermischung von<br />
Ergebnisdarstellung <strong>und</strong> Ergebnisinterpretation ist bei der Analyse von<br />
Strukturgleichungsmodellen daher üblich <strong>und</strong> sinnvoll (Kaplan, 2000, S. 7-10; Raykov et<br />
al., 1991).<br />
Eine Möglichkeit mit dem Problem der positiven Faktorladung umzugehen, bestünde<br />
darin, alle Aufgaben, die nicht korrekt gelöst wurden, von der Berechnung des Maßes<br />
Problemlösedauer auszuschließen. Dies würde jedoch dazu führen, dass das Maß für<br />
Kinder, die alle Aufgaben f<strong>als</strong>ch gelöst haben, nicht berechnet werden kann. Da der<br />
Datensatz keine missing values enthalten darf (vgl. Kapitel 7), müssten diese Kinder<br />
vollständig von der Analyse ausgeschlossen werden. Bei den Kindern mit wenigen