Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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Diskussion 231<br />
in der ersten Lernphase nicht gelang, konnte die Umsetzung konzeptuellen <strong>Wissen</strong>s in<br />
<strong>prozedurales</strong> nicht untersucht werden. Die Vermittlung prozeduralen <strong>Wissen</strong>s in der ersten<br />
Lernphase gelang, führte jedoch zu keinen nachweisbaren Zuwächsen an konzeptuellem<br />
<strong>Wissen</strong> in der zweiten Lernphase.<br />
Während der Nachweis der erwarteten Effekte in der zweiten Lernphase bidirektionale<br />
Kausalrelationen belegt hätte, kann aus der Abwesenheit der erwarteten Effekte nicht auf<br />
die Abwesenheit der bidirektionalen Relationen geschlossen werden. Die in der ersten<br />
Lernphase vermittelten <strong>Wissen</strong>sunterschiede waren sehr gering. Bei Betrachtung der<br />
Einzelmaße zeigten sie sich lediglich bei einem Maß konzeptuellen <strong>und</strong> einem Maß<br />
prozeduralen <strong>Wissen</strong>s. Dass sich am Ende der zweiten Lernphase keine<br />
Gruppenunterschiede zeigen, ist <strong>als</strong>o vermutlich darauf zurückzuführen, dass schon zu<br />
Beginn der Phase nur schwache <strong>und</strong> inkonsistente <strong>Wissen</strong>sunterschiede bestanden.<br />
In gewisser Weise wurde der Nachweis kausaler Beziehungen zwischen den<br />
<strong>Wissen</strong>sarten in Studie 1 <strong>und</strong> Studie 2 durch das gleiche Problem beeinträchtigt: Die<br />
<strong>Wissen</strong>sarten hingen in beiden Fällen so eng zusammen, dass ihre individuellen Beiträge<br />
zu späteren <strong>Wissen</strong>szuwächsen nicht bestimmt werden konnten.<br />
Im vorherigen Abschnitt wurden mögliche Moderatorvariablen diskutiert, deren<br />
Einflüsse die Interkorrelationen zwischen den <strong>Wissen</strong>sarten senken könnten. Ähnliche<br />
Moderatorvariablen könnten auch die kausalen Relationen zwischen konzeptuellem <strong>und</strong><br />
prozeduralem <strong>Wissen</strong> beeinflussen.<br />
Die zeitliche Auflösung der Untersuchung spielt auch hier eine wichtige Rolle. Studie<br />
1 <strong>und</strong> Studie 2 sind geeignet, um Prozesse nachzuweisen, die St<strong>und</strong>en oder Tage dauern.<br />
Dieses Zeitfenster ist interessant, weil auch Schulst<strong>und</strong>en zu einem Thema jeweils 45 bis<br />
90 Minuten dauern <strong>und</strong> über mehrere Tage verteilt sein können. Es könnte aber sein, dass<br />
die Kausalbeziehungen auf unterschiedlichen zeitlichen Ebenen unterschiedlich ausgeprägt<br />
sind. So fokussieren kognitionspsychologische Untersuchungen im Rahmen der ACT-<br />
Theorie vor allem auf die Ableitung prozeduralen <strong>Wissen</strong>s aus deklarativem <strong>Wissen</strong> in<br />
einem Zeitraum von Sek<strong>und</strong>enbruchteilen bis St<strong>und</strong>en. Entwicklungspsychologische<br />
Untersuchungen zu Karmiloff-Smiths Theorie der representational redescription<br />
fokussieren auf die Umsetzung impliziten prozeduralen <strong>Wissen</strong>s in explizites<br />
konzeptuelles in einem Zeitraum von mehreren St<strong>und</strong>en bis hin zu mehreren Jahren.<br />
Die Existenzen beider postulierten Prozesse schließen sich gegenseitig nicht aus. Sie<br />
könnten durchaus nebeneinander bestehen <strong>und</strong> sich trotzdem je nach zeitlicher Auflösung<br />
einer Untersuchung nur einzeln zeigen. Sie wären dann in Designs, wie denen von Studie 1