Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
24 Kapitel 2<br />
Rückgriff auf Konzepte erklären, was sich auch in höheren Korrelationen zwischen<br />
konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> niederschlug. Über alle 70 Kinder hinweg zeigte<br />
sich, dass Kinder nach der Unterrichtseinheit zu einem Thema normalerweise über beide<br />
<strong>Wissen</strong>sarten in dem Bereich verfügten. Vor der Unterrichtseinheit besaßen sie öfter<br />
konzeptuelles <strong>Wissen</strong> ohne <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> <strong>als</strong> <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> ohne<br />
konzeptuelles. Das lässt darauf schließen, dass das konzeptuelle <strong>Wissen</strong> sich vor dem<br />
prozeduralem entwickelte. Kinder, die schon vor einer Unterrichtseinheit konzeptuelles<br />
<strong>Wissen</strong> besaßen, entwickelten früher <strong>und</strong> öfter neue Prozeduren <strong>als</strong> Kinder ohne<br />
konzeptuelles <strong>Wissen</strong>. Das zeigt, dass konzeptuelles <strong>Wissen</strong> eine Quelle prozeduralen<br />
<strong>Wissen</strong>s darstellen kann. Diese Zusammenhänge waren in den konstruktivistisch<br />
unterrichteten Klassen stärker ausgeprägt <strong>als</strong> in den konventionell unterrichteten. Ein<br />
weiterer Bef<strong>und</strong> ist, dass Kinder mit hohem konzeptuellem <strong>Wissen</strong> mehr anspruchsvolle<br />
Transferprobleme lösten, das heißt Prozeduren besser auf neue <strong>Wissen</strong>sgebiete übertragen<br />
konnten, <strong>und</strong> außerdem erworbene Prozeduren über die Zeit hinweg seltener vergaßen <strong>als</strong><br />
Kinder mit niedrigem konzeptuellem Verständnis.<br />
Leider wird die Validität dieser differenzierten <strong>und</strong> interessanten Bef<strong>und</strong>e durch einige<br />
methodische Schwächen eingeschränkt, die für alle in diesem Abschnitt besprochenen<br />
Arbeiten typisch sind (s. Rittle-Johnson & Siegler, 1998), wie beispielsweise der Einsatz<br />
dichotomer Einzelitems statt intervallskalierter Summenscores, unanalysierte Reliabilitäten<br />
<strong>und</strong> – aufgr<strong>und</strong> einer nicht theoriegeleiteten Aufgabenauswahl – unbekannte Validitäten<br />
der Aufgaben, kleine Stichproben <strong>und</strong> mangelnde Randomisierung der Teilnehmer auf die<br />
Gruppen.<br />
2.3.5 Trainingsstudien<br />
Neben Hiebert <strong>und</strong> Wearne (1996) untersuchten drei weitere Forschergruppen<br />
konzeptuelles <strong>und</strong> <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> im Rahmen von Trainingsstudien. Im Gegensatz<br />
zu Erstgenannten nutzten sie jedoch Prätest-Posttest-Designs.<br />
Byrnes <strong>und</strong> Wasik (1991) erhoben in ihrer Studie 2 konzeptuelles <strong>und</strong> <strong>prozedurales</strong><br />
<strong>Wissen</strong> von Fünftklässlern über Bruchrechenaufgaben vor <strong>und</strong> nach drei kurzen<br />
Interventionen. Entgegen ihren Erwartungen wirkten sich die Interventionen, in denen<br />
jeweils unterschiedliche Informationen über das Rechnen mit Brüchen vermittelt wurden,<br />
nicht unterschiedlich auf den Erwerb beider <strong>Wissen</strong>sarten aus. Über die Gruppen hinweg<br />
konnten die Autoren durch Vergleich der Messzeitpunkte zeigen, dass die Kinder<br />
tendenziell konzeptuelles <strong>Wissen</strong> zeitlich früher erwarben <strong>als</strong> <strong>prozedurales</strong>. Das<br />
konzeptuelle <strong>Wissen</strong> im Prätest wirkte sich signifikant positiv auf das prozedurale <strong>Wissen</strong>,