Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Diskussion 233<br />
Wie in der Einleitung zu Studie 2 beschrieben, versuchten die Autoren von mindestens<br />
vier Studien (nämlich Byrnes & Wasik, 1991; Hiebert & Wearne, 1996; Rittle-Johnson &<br />
Alibali, 1999; Rittle-Johnson et al., 2001) erfolglos, konzeptuelles <strong>Wissen</strong> ohne<br />
<strong>prozedurales</strong> <strong>und</strong> umgekehrt zu vermitteln. Diesen Studien steht lediglich eine einzige<br />
(nämlich Resnick & Omanson, 1987) mit neun Teilnehmern mit Lernschwierigkeiten<br />
gegenüber, in der konzeptuelles <strong>Wissen</strong> vermittelt wurde, ohne dass gleichzeitig das<br />
prozedurale anstieg.<br />
Die aktuelle Studie zeigt erstm<strong>als</strong>, dass es möglich ist, <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> ohne<br />
konzeptuelles zu vermitteln. Sie belegt dadurch auch, dass die Umsetzung prozeduralen<br />
<strong>Wissen</strong>s in konzeptuelles <strong>Wissen</strong> nicht so schnell <strong>und</strong> effizient sein kann, dass sie schon<br />
während der Intervention stattfand.<br />
Dass es nicht gelang konzeptuelles <strong>Wissen</strong> ohne <strong>prozedurales</strong> zu vermitteln, wurde in<br />
der Diskussion von Studie 2 zunächst auf eine suboptimale Gestaltung des Treatments<br />
zurückgeführt. Das Ergebnis passt jedoch so gut in das Gesamtbild der eben genannten<br />
fünf Studien zu derselben Fragestellung, dass es nicht auf studienspezifische Ursachen<br />
alleine zurückgeführt werden sollte. Dass fünf von sechs Studien erfolglos versuchten,<br />
konzeptuelles <strong>Wissen</strong> ohne <strong>prozedurales</strong> zu vermitteln, obwohl alle Studien auf<br />
unterschiedlichen Treatments, Maßen, Stichproben <strong>und</strong> Inhaltsgebieten basieren, ist ein<br />
Bef<strong>und</strong>, der zeigt, dass in diesem Bereich noch zu bewältigende Herausforderungen für<br />
kognitive Lerntheorien bestehen.<br />
Die Implikationen der Bef<strong>und</strong>e für die zukünftige Forschung werden im folgenden<br />
Unterkapitel diskutiert.<br />
11.2 Fazit <strong>und</strong> Ausblick<br />
11.2.1 Psychologische Lerntheorien<br />
Das Iterative Modell <strong>und</strong> die Überprüfung von Kausalhypothesen<br />
Eines der Hauptziele von Studie 1 <strong>und</strong> Studie 2 bestand darin, eindeutigere Evidenz für die<br />
Korrektheit des Iterativen Modells <strong>und</strong> die Inkorrektheit des concepts-first views, des<br />
procedures-first views <strong>und</strong> des inactivation views zu liefern. Das ist nicht gelungen. Klare,<br />
unzweideutige Belege für bidirektionale Einflüsse zwischen konzeptuellem <strong>und</strong><br />
prozeduralem <strong>Wissen</strong> konnten weder durch das längsschnittliche Design von Studie 1 noch<br />
durch das experimentelle Design von Studie 2 erbracht werden. Zusammen mit der<br />
Äquivalenzproblemstudie <strong>und</strong> den beiden Teilstudien zur Dezimalbruchkompetenz haben<br />
damit nun schon vier Studien erfolglos versucht, die Überlegenheit des Iterativen Modells<br />
gegenüber den anderen drei zu belegen. Auch keiner der drei konkurrierenden Ansätze war