Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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Bef<strong>und</strong>e zum Erwerb mathematischer Konzepte <strong>und</strong> Prozeduren 25<br />
das heißt die Bruchrechenleistung, im Posttest aus. Inwieweit sich das prozedurale<br />
Vorwissen auf die konzeptuellen Lernerfolge auswirkt, wurde nicht untersucht.<br />
Fuson <strong>und</strong> Briars (1990) maßen das konzeptuelle <strong>und</strong> prozedurale <strong>Wissen</strong> mehrerer<br />
h<strong>und</strong>ert Erst- <strong>und</strong> Zweitklässler vor <strong>und</strong> nach einer speziellen Unterrichtseinheit, die –<br />
entgegen der damaligen schultypischen Vorgehensweise – unter Verwendung von Dienes-<br />
Blöcken schon so jungen Kindern das Addieren <strong>und</strong> Subtrahieren mehrstelliger Zahlen<br />
beibringen sollte. Die Relationen zwischen den beiden <strong>Wissen</strong>sarten wurden jedoch weder<br />
eingehend theoretisch diskutiert noch empirisch untersucht. Die <strong>Wissen</strong>sarten wurden<br />
lediglich getrennt gemessen, um die Breite der Lernerfolge besser abschätzen zu können.<br />
Die Autoren berichten einen signifikanten Anstieg beider <strong>Wissen</strong>sarten von der Prätestzur<br />
Posttestmessung. Da es keine Kontrollgruppe gab, können jedoch auch diese Erfolge<br />
nur unzureichend analysiert werden. Lediglich bei einigen Erstklässlern zeigten sich<br />
Unterschiede zwischen den <strong>Wissen</strong>sarten: Die Kinder konnten die im Unterricht<br />
vermittelten Prozeduren zwar anwenden, sie jedoch konzeptuell nicht erklären. Fuson <strong>und</strong><br />
Briars schließen daraus, dass man die Addition <strong>und</strong> Subtraktion von mehrstelligen Zahlen<br />
noch nicht in der ersten, wohl aber in der zweiten <strong>und</strong> dritten Klasse problemlos vermitteln<br />
kann. Dieses Themengebiet bis zur fünften Klasse zu unterrichten, wie es in den USA zum<br />
Zeitpunkt ihrer Studie geschah, halten sie für überflüssig.<br />
Angesichts dieser positiven Bef<strong>und</strong>e sind die negativen Resultate einer Studie von<br />
Resnick <strong>und</strong> Omanson (1987) erstaunlich: Sie vermittelten neun Viert-, Fünft- <strong>und</strong><br />
Sechstklässlern, die bereits in einem Vortest f<strong>als</strong>che Subtraktionsprozeduren benutzt<br />
hatten, mit Hilfe von Dienes-Blöcken in jeweils 80-minütigen Einzelunterrichtseinheiten<br />
erfolgreich konzeptuelles <strong>Wissen</strong> über die Subtraktion mehrstelliger Zahlen. Acht der neun<br />
Kinder benutzten im Posttest immer noch fehlerhafte Prozeduren, obwohl ihr<br />
konzeptuelles <strong>Wissen</strong> <strong>und</strong> ihre Fähigkeit, Probleme mit Hilfe der Blöcke zu<br />
veranschaulichen, signifikant zugenommen hatten.<br />
Das zeigt, dass sich konzeptuelles <strong>Wissen</strong> nicht unter allen Umständen positiv auf<br />
<strong>prozedurales</strong> auswirkt. Die Gründe könnten darin liegen, dass es den Kindern nicht gelang,<br />
ihre neu gewonnenen Konzepte zu den schon vorhandenen Prozeduren in Beziehung zu<br />
setzen, eventuell weil ihre fehlerhaften Prozeduren schon zu stark automatisiert waren.<br />
Dieser Zusammenhang ist jedoch nicht empirisch belegt.<br />
2.3.6 Diskussion der Studien<br />
Rittle-Johnson <strong>und</strong> Siegler (1998) heben im Diskussionsteil ihres Reviews die Wichtigkeit<br />
<strong>und</strong> die Interessantheit der vorliegenden Bef<strong>und</strong>e hervor. Ihr gut strukturierter<br />
Literaturreview lässt erkennen, welche inhaltlichen Gr<strong>und</strong>fragen für die Forschung zum