Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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84 Kapitel 4<br />
Während diese Aussage auf konzeptuelles <strong>Wissen</strong>, das ja gerade in intelligenten<br />
Verknüpfungen von <strong>Wissen</strong>seinheiten besteht, uneingeschränkt zutrifft, kann sie für<br />
<strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> noch weiter ausdifferenziert werden. So besagt Ackermans (z.B.<br />
1988; Ackerman & Cianciolo, 2000) psychometrische Theorie des Fähigkeitserwerbs, dass<br />
<strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> in den verschiedenen Phasen des Fähigkeitserwerbs unterschiedlich<br />
stark von der Intelligenz abhängt. Genauer gesagt postuliert die Theorie in<br />
Übereinstimmung mit anderen, wie beispielsweise ACT-R, dass es drei Phasen des<br />
Fähigkeitserwerbs gibt. Ackerman weist durch empirische Untersuchungen nach, dass in<br />
den drei Phasen jeweils unterschiedliche Konstrukte unterschiedlich gute Prädiktoren des<br />
Fähigkeitsniveaus darstellen: In der initialen, der deklarativen Phase, sind die besten<br />
Prädiktoren Hintergr<strong>und</strong>wissen <strong>und</strong> Intelligenz, in der assoziativen Phase ist es vor allem<br />
perceptual speed, während die anderen Faktoren unwichtiger werden. In der dritten, der<br />
autonomen Phase sind psychomotorische Fähigkeiten die besten Prädiktoren.<br />
Ackermans Theorie sagt <strong>als</strong>o eine mit der Übung fortschreitende Entkopplung von<br />
Intelligenz <strong>und</strong> prozeduralem Kompetenzniveau vorher. Sie stimmt dabei überein mit<br />
neueren empirischen Bef<strong>und</strong>en zur neuralen Effizienz von Probanden auf<br />
unterschiedlichen Expertiseniveaus (Grabner, Stern, & Neubauer, 2003). Es wurde<br />
gef<strong>und</strong>en, dass die Intelligenz die neurale Aktivierung nur bei niedrigem, nicht jedoch bei<br />
hohem Expertisegrad der Probanden beeinflusste. Stern (2001a) weist darauf hin, dass der<br />
Einfluss der Intelligenz auf den Lernerfolg gr<strong>und</strong>sätzlich erheblich reduziert wird, wenn<br />
das bereichsspezifische Vorwissen mit in das Modell aufgenommen wird.<br />
Insgesamt ist <strong>als</strong>o zu vermuten, dass initial die Niveaus beider <strong>Wissen</strong>sarten hoch mit<br />
der Intelligenz <strong>und</strong> Maßen des Vorwissens korrelieren. Die Korrelation zwischen<br />
konzeptuellem <strong>Wissen</strong> <strong>und</strong> Intelligenz sollte im Verlaufe der Übung auf hohem Niveau nur<br />
leicht absinken, während die zwischen prozeduralem <strong>Wissen</strong> <strong>und</strong> Intelligenz stark sinken<br />
sollte. Ein solches Muster könnte, würde es empirisch gef<strong>und</strong>en, auch <strong>als</strong> indirekte<br />
Evidenz für die Unterscheidung der beiden <strong>Wissen</strong>sarten dienen.<br />
4.7.2 Mentale Repräsentation von Zahlen<br />
Untersucht man konzeptuelles <strong>und</strong> <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> im Bereich der Mathematik, so<br />
könnte man vermuten, dass neben der Intelligenz auch die mentale Repräsentation des<br />
wichtigsten Konstrukts der Schulmathematik eine Rolle spielen könnte: die mentale<br />
Repräsentation von Zahlen (vgl. Stern, Felbrich, & Schneider, zur Publikation<br />
angenommen).