Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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Die Unterscheidung von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> 65<br />
1997) oder flexibel transferierbares versus inflexibles kontextgeb<strong>und</strong>enes <strong>Wissen</strong> (Reber,<br />
Knowlton, & Squire, 1996). Letztere Unterscheidung ist im Rahmen der vorliegenden<br />
Arbeit besonders interessant, weil sie den oben diskutierten lerntheoretischen Annahmen<br />
von Rittle-Johnson (siehe Kapitel 3) <strong>und</strong> Anderson (siehe Abschnitt 4.3.1) entspricht.<br />
Reber et al. (1996) brachten zur Überprüfung der Annahme acht amnestischen<br />
Patienten mit beeinträchtigtem deklarativem Gedächtnis <strong>und</strong> 16 Probanden mit normaler<br />
Gedächtnisleistung in einer Trainingsstudie bei, Muster von Stimuli aufgr<strong>und</strong> komplexer<br />
probabilistischer Beziehungen zu klassifizieren, wobei beide Gruppen gleiche Leistungen<br />
erzielten. Bei einem anschließenden Transfertest waren die amnestischen Patienten der<br />
Kontrollgruppe jedoch unterlegen. Da die amnestischen Patienten das neu erworbene<br />
<strong>Wissen</strong> nur im nicht-deklarativen Gedächtnissystem abspeichern konnten, den Probanden<br />
mit normalem Gedächtnis jedoch deklaratives <strong>und</strong> nicht-deklaratives Gedächtnis zur<br />
Verfügung standen, belegen die Ergebnisse laut Reber et al., dass das deklarative<br />
Gedächtnis flexibel transferierbares <strong>Wissen</strong>, das nicht-deklarative Gedächtnis jedoch<br />
kontextgeb<strong>und</strong>enes <strong>Wissen</strong> speichert.<br />
Glisky (1992) konnte allerdings mit Hilfe eines leicht abgeänderten Designs<br />
nachweisen, dass amnestische Patienten mit beeinträchtigtem deklarativem Gedächtnis<br />
unter bestimmten Trainingsbedingungen doch Transferleistungen erbringen können.<br />
Ähnliche Probleme ergeben sich auch für die anderen vorgeschlagenen psychologischfunktionalen<br />
Unterschiede zwischen den Gedächtnissystemen. Willingham (1998) weist<br />
daher alle bisher gemachten Vorschläge <strong>als</strong> unzureichend zurück:<br />
The procedural/declarative distinction is rooted in neuroanatomy. Declarative memories depend on<br />
structures in the medial temporal lobe and diencephalon, whereas procedural memories do not<br />
(Squire, 1992). Procedural memories appear to depend on cortical networks, but <strong>als</strong>o on various<br />
subcortical structures including the basal ganglia and the cerebellum (see Willingham, 1997, for a<br />
brief review). This anatomic evidence is quite complete and not in dispute here. Many researchers<br />
agree that there is a f<strong>und</strong>amental distinction to be made between declarative and procedural<br />
memories (although they do not always use those terms) but the distinction has remained largely<br />
neuroanatomic. One would expect that computational differences would go hand in hand with<br />
anatomic differences, but there has been a paucity of propos<strong>als</strong> of the computational differences<br />
between procedural and declarative memories. (Willingham, 1998, S. 689f)<br />
Stark, Stark <strong>und</strong> Gordon (2005) bestätigen Willinghams Auffassung, dass die<br />
komputationalen bzw. psychologischen Eigenschaften der Gedächtnissysteme nicht<br />
eindeutig feststehen, auf Gr<strong>und</strong>lage eines aktuellen Literaturüberblicks <strong>und</strong> berichten die<br />
Ergebnisse einer Fallstudie, die erneut die Fähigkeit eines amnestischen Patienten belegt,