20.12.2012 Aufrufe

Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Unterscheidung von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> 69<br />

überraschend häufig über Zeit <strong>und</strong> Kontexte hinweg inkonsistente Urteile über<br />

Kategoriezugehörigkeiten von Objekten <strong>und</strong> geben an, dass unterschiedliche Objekte einer<br />

Kategorie unterschiedlich typisch für diese Kategorie sind, was sich durch Definitionen in<br />

einem mentalen Lexikon nur schwer erklären lässt.<br />

Diese Bef<strong>und</strong>e führten zur Entwicklung von Prototypen-Theorien (z.B. Mervis &<br />

Rosch, 1981; Rosch, 1975), die postulieren, dass Kategorien jeweils um die mentale<br />

Repräsentation eines kategorietypischen Prototyps herum organisiert sind. Fragt man<br />

Passanten nach den Eigenschaften eines Hauses, so nennen sie stets dieselben Merkmale:<br />

Wände, Boden, Dach, Fenster, Türen. Diese Merkmale beschreiben die prototypische<br />

Vorstellung, die Menschen im Allgemeinen von der Kategorie Haus besitzen.<br />

Entscheidend ist dabei, dass dieses prototypische Haus nicht real zu existieren braucht, da<br />

es eine Abstraktion, sozusagen eine Durchschnittsbildung, von den Häusern ist, die die<br />

Menschen im Laufe ihres Lebens kennen gelernt haben.<br />

Auf diese Annahme verzichten die Beispiel-Theorien. Sie postulieren, dass alle<br />

Mitglieder einer Kategorie, die im Gedächtnis verfügbar sind, eine Kategorie festlegen. Ein<br />

neues Objekt würde demnach klassifiziert, indem es mit den im Gedächtnis gespeicherten<br />

früher schon erlebten Objekten <strong>und</strong> ihren Kategoriezugehörigkeiten verglichen wird.<br />

Ein weiterer Ansatz postuliert, dass mental nur die Grenzen zwischen Kategorien,<br />

nicht jedoch ihr Inhalt repräsentiert wird (z.B. Ashby & Gott, 1988). Eine empirisch<br />

bestätigte Implikation dieser Annahme ist, dass Menschen einander ähnliche Stimuli besser<br />

diskriminieren können, wenn sie zwei unterschiedlichen Kategorien angehören <strong>als</strong> wenn<br />

sie derselben Kategorie angehören.<br />

Gemeinsam ist den drei beschriebenen Ansätzen, dass sie auf der Annahme basieren,<br />

dass stets einander ähnliche Objekte zu einer Kategorie zusammengefasst werden. Jedoch<br />

lassen sich leicht Kategorien finden, die nicht auf perzeptueller Ähnlichkeit basieren.<br />

Murphy <strong>und</strong> Medin (1985) nennen das Beispiel eines Mannes, der vollständig bekleidet in<br />

einen Swimmingpool springt. Nicht wenige Menschen, die eine solche Szene,<br />

beispielsweise auf einer Party, erleben, werden den Mann in die Kategorie betrunken<br />

einordnen. Dies jedoch nicht, weil er oder die Situation irgendeine perzeptuelle<br />

Ähnlichkeit mit früheren Begegnungen mit Betrunkenen aufweist, sondern weil sie eine<br />

Erklärung für das ungewöhnliche Verhalten des Mannes suchen. Sie bilden sich <strong>als</strong>o eine<br />

Theorie über das Verhalten des Mannes <strong>und</strong> kategorisieren ihn auf Gr<strong>und</strong>lage dieser<br />

Theorie. Zahlreiche nachfolgende Arbeiten belegen, dass Ähnlichkeitsurteile <strong>und</strong><br />

konzeptuelle Einordnungen hoch miteinander korrelieren können, aber nicht müssen, <strong>und</strong><br />

dass die Charakterisierung von Konzepten <strong>als</strong> theoriebasiert angemessen ist. Unter

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!